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Ralph Schöllhammer über Donald Trump: An seinen Taten soll man ihn messen



Donald Trump ist ein Mann, dessen Vokabular nahezu ausschließlich aus Superlativen besteht, wird nun also zum zweiten Mal als Präsident angelobt. Egal, ob Deals, die Wirtschaft, seine Beziehungen zu ausländischen Staatschefs oder die Anzahl der Zuschauer bei seiner (ersten) Angelobung: Es geht niemals unter „the best“, „the greatest“ oder „nobody thought we could do it, but we did.“ Es ist die Verkörperung der mittlerweile ebenfalls legendären Feststellung, dass man Trump „ernst, aber nicht wörtlich nehmen sollte.“ Die neueste Ergänzung zu Trumps Wörterbuch der Superlative ist das „goldene Zeitalter“. Der Anbruch eines solchen wurde von ihm kürzlich in einer Pressekonferenz angekündigt: „Dies wird wirklich das goldene Zeitalter Amerikas sein.“

Trumps Ankündigung erinnerte mich an einen seiner demokratischen Vorgänger: John F. Kennedy erklärte 1961, die Vereinigten Staaten sollten sich dazu verpflichten, „noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond und zurück zur Erde zu bringen“. Und tatsächlich betrat Neil Armstrong am 20. Juli 1969 nach acht Jahren intensivster Vorbereitungen den Mond. Obwohl Kennedy diese außergewöhnliche Leistung selbst nicht mehr miterleben konnte, ist sie eine deutliche Erinnerung daran, dass es einmal eine Zeit gab, in der sich Politiker Ziele setzten, die über reine Platituden hinausgingen.

Ich denke, es wird nur angemessen sein, Donald J. Trump an denselben Standard zu messen. So wie im Falle JFKs sind seine Ziele ambitioniert, aber nicht unerreichbar. Alle notwendigen Voraussetzungen für ein goldenes Zeitalter sind vorhanden, und das Potenzial der USA ist immer noch unermesslich groß. In den letzten Jahrzehnten wurde viel über den Niedergang der USA gesprochen, aber ich würde behaupten, dass dieser Niedergang die Folge schwacher und zielloser Präsidentschaften war und nicht auf eine strukturelle Schwäche der USA zurückzuführen ist. Das Problem des Landes war nie ein Mangel an wirtschaftlicher oder militärischer Macht, sondern ein Mangel an Strategie. Als imperiale Macht, die sich nur ungern als Imperium bezeichnen lässt, gab es schon immer ein Missverhältnis zwischen den amerikanischen Kapazitäten und ihrer Anwendung im Rahmen einer kohärenten Strategie. Fehlgeschlagene Bemühungen beim Aufbau von Nationen in Afghanistan und im Irak sowie das Überschreiten roter Linien durch Regime, die jeglicher Konsequenzen entbehrten (wie der Einsatz chemischer Waffen durch Assad in Syrien), ließen die USA schwach erscheinen. Aber es gibt einen Unterschied zwischen dem Anschein von Schwäche und tatsächlicher Schwäche.

Das US-Militär ist nach wie vor unübertroffen, der US-Dollar ist nach wie vor die vertrauenswürdigste Währung der Welt, und die amerikanische Wirtschaft ist nach wie vor die innovativste und produktivste der Welt. Das Problem war schon immer ein Mangel an Willen, ein Mangel an Strategie und eine politische Klasse, die das Vertrauen in die amerikanischen Ideale sowie in die amerikanische Macht verloren hat. Donald Trump ist anders. Er glaubt nicht an ein amerikanisches Imperium, sondern an eine amerikanische Vormachtstellung, die auf einem klar definierten nationalen Interesse beruht: nämlich darauf, das Wohlergehen und den Wohlstand des amerikanischen Volkes zu steigern. Die strukturelle Stärke der USA wird einem bewusst, wenn man sich nur einige Zahlen vor Augen führt:

Die USA verfügen über etwa 23.500 km schiffbare Flüsse, was weit über die Länge der schiffbaren Flüsse in China und Deutschland zusammen (etwa 3.200 km) hinausgeht. Dieses riesige Netz senkt die Transportkosten erheblich und erlaubt den USA, trotz ihrer Größe ein effizient integrierter Wirtschaftsraum einschließlich innerstaatlichem Wettbewerb zu sein. Wenn Hewlett-Packard oder Tesla ihr Firmenhauptquartier von Kalifornien nach Texas verlegen, ist dies vor allem aufgrund der funktionierenden Infrastruktur möglich.

Landwirtschaft: Die USA verfügen über 1,5 Millionen km² landwirtschaftlich nutzbaren Landes, verglichen mit einer halben Million km² in der nordchinesischen Ebene. Dieser erhebliche Unterschied in der landwirtschaftlichen Nutzfläche trägt zur Ernährungssicherheit und zur allgemeinen wirtschaftlichen Stabilität bei. Die USA – im Gegensatz zu China, Europa und Russland – könnten im Falle eines globalen Konflikts in entscheidenden Bereichen nahezu autark sein.

Der US-Dollar (USD): Der USD macht etwa 60 % der weltweiten Devisenreserven aus und ist immer noch die wichtigste Währung für den internationalen Handel. Knapp die Hälfte der weltweiten Handelsfakturierung und etwa 90% aller Devisentransaktionen finden in USD statt. Im Zeitraum 1999–2019 machte der Dollar 96%der Handelsfakturierung in Amerika, 74% in der Asien-Pazifik-Region und 79% im Rest der Welt aus. Allen Bestrebungen der BRICS Staaten zum Trotz ist hier keine wirkliche Trendumkehr in Sicht.

Wie Theodore Roosevelt vor ihm entscheidet sich Trump für den Ansatz „speak softly and carry a big stick“. Der scheinbar aggressivere Stil seines neuen Kabinetts soll die Rückkehr zu einer glaubwürdigen Abschreckung signalisieren, was wiederum der globalen Stabilität zugutekommen könnte. Jedes Land, das fürchtet, ins Visier eines Amerikas zu geraten, das sich seiner Stärken bewusst ist und auch bereit ist, diese einzusetzen, wird es sich gut überlegen, Washington zu provozieren. „Frieden durch Stärke“ mag ein abgegriffener Slogan sein, aber in einer unsicheren Welt könnte es auch eine erfolgreiche außenpolitische Doktrin sein.

Natürlich ist nicht alles eitel Wonne in den USA: Die Verschuldung ist seit Jahrzehnten besorgniserregend und die größte Bedrohung für die Vormachtstellung des USD und der US-Wirtschaft. Das Militär hat Mühe, die erforderlichen Rekrutierungszahlen zu erreichen. Darüber hinaus ist die industrielle Basis des Landes derart ausgehöhlt, dass man auf einen längeren Konflikt nicht vorbereitet wäre. Alle diese Probleme sind jedoch politisch und nicht strukturell. Mit dem entsprechenden politischen Willen ließ sich hier überall eine Trendumkehr herbeiführen: Das beste Beispiel hierfür ist der Energiesektor. Bis 2009 wurde erwartet, dass die Vereinigten Staaten zum weltweit größten Energieimporteur werden würden. Dies hätte das Land einer potenziellen Erpressung durch Lieferanten ausgesetzt (wie es während der Ölkrise in den 1970er Jahren der Fall war) und Washington gezwungen, große Militärkontingente im Nahen Osten (und möglicherweise in Lateinamerika) zu stationieren, um einen stetigen Energiefluss zu gewährleisten. Aber dank der Fracking-Revolution wird all dies nicht notwendig sein. Innerhalb weniger Jahre wurden die USA zu einem führenden Energieexporteur, wodurch Washington anderen gegenüber einen Hebel in der Hand hat und nicht umgekehrt. Frühere Regierungen zögerten, diesen Einfluss zu nutzen, aber Trump scheint entschlossen zu sein, die amerikanische Energie freizusetzen: eine gute Nachricht für Europa und eine schlechte für Russland und den Nahen Osten. Eine höhere US-Produktion und mehr Exporte bedeuten weltweit niedrigere Energiepreise. Dies wird den angeschlagenen Volkswirtschaften Europas die dringend benötigte Erleichterung bringen, während es die Haushalte anderer Energieexporteure wie Russland belastet.

Aber nicht nur im Energiesektor sind tiefgreifende Veränderungen zu erwarten: Der designierte Präsident Trump kündigte am 17. Dezember 2024 an, dass Einzelpersonen oder Unternehmen, die mindestens 1 Milliarde US-Dollar in den Vereinigten Staaten investieren, „vollständig beschleunigte Genehmigungen und Zulassungen“ erhalten werden.

Nicht unbedingt die Art und Weise, wie Teddy Roosevelt sich ausgedrückt hätte, aber die Botschaft ist klar. Trump will die Rückkehr der Vereinigten Staaten als führende Wirtschaftsmacht der Welt, und es ist nicht auszuschließen, dass er damit Erfolg haben wird. Amerika ist nach wie vor attraktiv für Fachkräfte und innovative Menschen (wie Elon Musk), und eine Politik, die Bürokratie abbaut und den US-Markt öffnet, könnte für Unternehmen auf der ganzen Welt durchaus attraktiv sein.

Der verstorbene Kommentator Charles Krauthammer sagte 2009: „Niedergang ist eine Wahl“, und es liegt an den Amerikanern, sich zwischen Niedergang und Erneuerung zu entscheiden. Die Wahl von Donald Trump scheint eine Entscheidung für Letzteres zu sein.





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