Eigentlich war ja geplant, dass Anna Netrebko ihr Rollendebüt als „Ariadne auf Naxos“ jetzt im Jänner 2025 an der Wiener Staatsoper geben sollte. Wegen „mangelnder Vorbereitungszeit“ sagte sie jedoch ab und so konnte sich das Publikum wie schon 2017 an Lise Davidsen erfreuen.
Denn die Norwegerin weiß in der Titelrolle blühende Bögen und reiche Schattierungen zu formen sowie betörenden Schöngesang zu verströmen.
Aber auch sonst vermag dieser eigenartige aber reizvolle Zwitter aus ernster und komischer Oper aus der Feder des kongeniales Paares Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal sängerisch mit überwiegend hoher Qualität zu gefallen: Sarah Blanch singt bei ihrem Rollendebüt am Haus die extrem diffizile Rolle der Zerbinetta anfänglich etwas zurückhaltend, aber dann mit großer Flexibilität und speziell in ihrer Paradearie mit einem Feuerwerk an perfekten Koloraturen.
„Musik ist eine heilige Kunst“: Mit innigen, feingeschliffenen Tönen fasziniert Kate Lindsey als Komponist. Adrian Eröd ist ein bewährter, grundsolider Musiklehrer. Die meisten, aber nicht alle Spitzentöne sind bei Michael Spyres in der schweren Partie des Bacchus mühelos, aber er singt mit tiefem, gefühlvollem Ausdruck.
Bernhard Schir ist bei seinem Staatsoperndebüt ein ungemein arroganter Haushofmeister. Auch die vielen kleineren Rollen sind sehr gut besetzt, bei denen Thomas Ebenstein als Tanzmeister und Jusung Gabriel Park als Harlekin besonders herausragen. Aber auch Andrea Giovannini (Scaramuccio), Simonas Strazdas (Truffaldin), Daniel Jenz (Brighella), aber auch die drei Nymphen (Florina Ilie, Daria Sushkova und Ileana Tonca) gefallen.
Cornelius Meister lässt das Orchester der Wiener Staatsoper immer transparent, teils mit recht straffen Tempi, nur selten die Sänger zudeckend, musizieren. Es sind meist delikates Raffinement und effektvoll aufrauschende, schwärmerische Klänge zu hören.
Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung im ästhetischen Jugendstilsalon bleibt immer dezent am Herzschlag der Handlung. Das Vorspiel, ebenso wie die Buffoszenen der Oper werden nicht von Lebendigkeit dominiert, denn Bechtolf sind das subtile Herausarbeiten der Charaktere und ihre Beziehungen zueinander wie auch die feine Ironie wichtiger. Die „Oper“ selbst, vom reichsten Mann von Wien samt Gefolge von ansteigenden Stuhlreihen wie in einem kleinen Theater beobachtet, mit den drei zerlegten Klavieren, die die „wüste Insel“ versinnbildlichen, verströmt morbide Ruhe, unterbrochen von den buntscheckigen Komödianten, die mit Tretrollern herumsausen.
Großer Jubel!
KURIER-Wertung:Vier Sterne