Das Jahr 2025 wird zeigen, ob es so kriegerisch weitergeht oder ob es zu nachhaltigen Friedensschlüssen kommt, in der Ukraine oder im Nahen Osten. Europa ist ein Friedensprojekt und sollte bei der Beilegung von Konflikten helfen.
In Österreich sollte sich die sich abzeichnende Regierung auf Zukunftsprojekte einigen, und dabei nicht auf das Klima vergessen – nur weil die Grünen nicht mehr dabei sind. Teile der Industrie wollen den Green Deal verwässern, zum Schaden von uns allen.
Die Budgetknappheit sollte zu einer gemeinsamen Schuldenaufnahme Europas führen. Es ist sinnlos, wenn die USA profitieren, weil sie für höhere Schulden niedrigere Zinsen zahlen.
Europa ist immer noch zersplittert, der Westbalkan weit weg von einer EU-Mitgliedschaft. In den meisten Ländern wird die Politik der EU besser bewertet als die nationale Wettbewerbsfähigkeit. Wir brauchen Investitionen in bessere Bildung und mehr Forschung – aber auch weniger falsche Subventionen wie für billigen Diesel.
Wir werden älter, bekommen aber zu wenig Kinder – und haben zu wenig Arbeitskräfte für Pflege, Kranke, Tourismus, am Bau. Da hilft Zuwanderung – nicht nur aus Bulgaren und Rumänen, sondern auch aus Afrika.
Europa ist klein, aber hat ein relativ gutes Wirtschafts- und Sozialsystem, darauf können wir stolz sein, aber wir müssen es weiterentwickeln. Donald Trump können wir nicht verhindern, aber wir dürfen seine Fehler nicht mitmachen. Daher sollten wir eigene Lieferketten herausbilden, auch mit Afrika – aber ohne oder nur mit geringen Zöllen. China schien am Weg zur Spitze, hat viele ökologische Produkte, aber agiert egoistisch. Viele Länder werden immer skeptischer aufgrund seines autoritären Modells.
Wenn wir das zusammenfassen, so gibt es viele Herausforderungen, aber noch mehr Chancen. Dafür müssen wir neue Lösungen suchen und dabei von anderen europäischen Ländern aber auch den Nachbarn im Osten und Globalen Süden lernen. Zum Friedensprojekt Europa gehört auch Verteidigungsbereitschaft, noch mehr aber wirtschaftliche Erfolge und Denken an die Zukunft.
Europa könnte in der Bekämpfung des Klimawandels die Führung übernehmen. Dann hat es ein vorbildliches sozioökonomisches System. Populistische Ansagen helfen nicht, ob sie von rechts kommen oder von links. Wir brauchen Optimismus, wir müssen zugeben, dass jeder und jede Fehler macht. Mehr Gleichheit und mehr Vielfalt sind Teil der Lösung. Zuwanderung aus anderen Kulturen könnte unsere Innovationskraft stärken, eine Grundlage für den Erfolg wäre ein reformiertes Schulsystem mit besseren Vorschulen. Jede und jeder muss sinnerfassend lesen können und damit an der Zukunft mitarbeiten können.
2025 sollte ein Jahr der Entscheidung sein: für Österreich, Europa, reiche Länder und den Globalen Süden.
Karl Aiginger, früherer WIFO-Chef, leitet die Europaplattform Wien Brüssel