Die Wiener rot-pinke Landesregierung ist in vielen Bereichen gescheitert. Auch der Wiener Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr scheint kurz vor der anstehenden Wahl erkannt zu haben, dass es in Wien so nicht weitergehen kann. Angesichts der alarmierenden Zustände in den Wiener Kindergärten und Pflichtschulen hat Wiederkehr im beginnenden Wahlkampf eine „Mission Deutsch“ ausgerufen. Wien sei eine „vielfältige, weltoffene Stadt“, doch in manchen Bereichen stoße man durch Zuwanderung an die Grenzen des Machbaren, so der Vizebürgermeister am Donnerstag vor NEOS-Mitgliedern in Wien.
Für die Initiative „Mission Deutsch“ plant Wiederkehr, tausende Freiwillige als Lesepaten zu mobilisieren, die in Kindergärten ehrenamtlich Kinder beim Deutschlernen unterstützen. In vielen Wiener Kindergärten ist der Anteil der Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen so hoch, dass es an Gelegenheiten fehlt, spielerisch unter Gleichaltrigen zu lernen. Darüber hinaus sollen die bestehenden Sprachförderprogramme in den Kindergärten weiter professionalisiert werden. Wiederkehr beabsichtigt, die Zahl der Sprachförderkräfte der Stadt in den nächsten Wochen durch Kooperationen mit externen Organisationen um 50 zu erhöhen. Damit wird die Gesamtzahl der Sprachförderkräfte im kommenden Kindergartenjahr auf 500 steigen.
An den Bund appellierte Wiederkehr erneut mit seiner vermeintlichen Lösung, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr einzuführen und zu finanzieren, denn ein Jahr reiche nicht für den Erwerb der deutschen Sprache, so der NEOS-Politiker. Wie exxpress bereits berichtete, entpuppt sich Wiederkehrs Forderung als völliger Bluff. Eine Anfrage von exxpress an die zuständige Behörde der Stadt Wien ergab allerdings, dass bereits 92 Prozent der Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren einen Kindergartenplatz in Wien in Anspruch nehmen.
Die Frage bleibt: Wo liegt die tatsächliche Neuerung in dieser Forderung? Sollte das Gesetz für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr tatsächlich umgesetzt werden, ist es nur nachvollziehbar, an seiner Wirksamkeit zur Lösung der bestehenden Probleme zu zweifeln – denn diese Situation ist bereits Realität.
Wiederkehr plädierte auch für eine 30-Stunden-Woche, da eine Betreuung nur bis zum Mittagessen nicht ausreiche. Kinder im letzten Kindergartenjahr, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, sollen in den Sommerferien verpflichtend vier Wochen gefördert werden – wie viel das in so kurzer Zeit bewirken kann, bleibt fraglich. Zudem fordert Wiederkehr zusätzliche Lehrerstellen für außerordentliche Schüler mit geringen Deutschkenntnissen.
Drei Monate vor der Wahl Ende April eine „Mission“ auszurufen, sei „völlig unglaubwürdig“, kritisiert Maximilian Krauss, Klubobmann der FPÖ Wien. „Wenn Wiederkehr kurz vor der Wahl Ankündigungen im Bildungsbereich macht, die er längst hätte umsetzen können, ist das völlig unglaubwürdig. Angesichts der Untätigkeit der rot-pinken Stadtregierung in den letzten vier Jahren ist kein echter Wille zur Verbesserung erkennbar“, so Krauss weiter.
Die Wiener FPÖ fordert von NEOS-Stadtrat Wiederkehr eine verpflichtende Sprachstandsfeststellung für alle Dreijährigen, um sicherzustellen, dass jedes Kind rechtzeitig die deutsche Sprache erlernt. „Nur wenn wir früh genug ansetzen, können wir verhindern, dass Kinder ohne Deutschkenntnisse in die Schule kommen und dadurch enorme Nachteile erleiden“, betont Krauss.