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Christopher Drexler : „Bauernopfer” verlor ersten Platz und Funktion



Anfang Juli 2022 war Drexler Landeshauptmann geworden und wollte sich im Amt vom Wähler bestätigen lassen. Doch dem FPÖ-Druck mit Spitzenmann Mario Kunasek hatte er zu wenig entgegenzusetzen. Einen Plan B zum Landeshauptmann habe er nicht, hatte Drexler noch vor der Wahl in einem APA-Gespräch gesagt.

Rund zwei Wochen führte er die Verhandlungen mit der FPÖ und kämpfte dabei um seinen Verbleib in der steirischen Spitzenpolitik. Die Gremien dürften dabei allerdings nicht mitgegangen sein – am Montag am Abend, einen Tag vor der geplanten Präsentation der Regierungszusammensetzung und des Programms – gab Drexler seinen Rückzug von der Parteispitze bekannt. Ihm folgte ab sofort die bisherige Landtagspräsidentin Manuela Khom, die auch Landeshauptmannstellvertreterin werden soll. Drexler soll nun in der konstituierenden Sitzung des Landtags am Mittwoch als 2. Landtagspräsident vorgeschlagen werden.

Drexler hatte schon lange vor seiner Zeit als neunter steirischer Landeshauptmann seit 1945 als designierter Nachfolger des früheren Landeschefs Hermann Schützenhöfer gegolten. Der gebürtige Grazer wird als liberal eingestellt, rhetorisch versiert und umfassend gebildet beschrieben. Für manche überraschend war daher vor der Landtagswahl seine Positionierung zu mehr Restriktion bei Einbürgerung und Zuwanderung.

Der Jurist Drexler war von 2003 bis 2014 Obmann des Landtagsklubs der steirischen Volkspartei, ehe er 2014 zum Landesrat aufstieg und von da an stets an der Seite von Schützenhöfer auch seinen eigenen politischen Werdegang vorantrieb. 2017 erhielt er sein Wunschressort, die Kultur, in dem sich der gebürtige Grazer – auch als Landeshauptmann – sichtlich wohl fühlt und Kompetenzen hat. Die jährliche Reise mit einer Delegation steirischer Autoren zur Frankfurter Buchmesse ist Fixpunkt.

Der Druck auf Drexler war enorm. Der erste Verlust des Landeshauptmannsessels der ÖVP – Waltraud Klasnic hatte ihn 2005 gegen Franz Voves (SPÖ) eingebüßt – hatte bei der steirischen Volkspartei teils traumatisierend gewirkt. Rund zehn Jahre lang führten die Sozialdemokraten bis Mitte 2015 die Regierung, bis Voves nach Verlusten seinem Freund Schützenhöfer den Landeshauptmannsessel anvertraute und die SPÖ plötzlich trotz Landtagsmehrheit Juniorpartner war. Dem pragmatischen und als einem der letzten Landeschefs ausgesprochen volkstümlichen Schützenhöfer gelang dann auch im Sog der Ibiza-Affäre 2019, die ÖVP mit plus 7,6 Prozentpunkten auf unangefochtene 36,05 Prozent zu bringen.

Trotz unzähliger Termine und Touren durch die Steiermark scheint es Drexler als sein Nachfolger in den knapp zweieinhalb Jahren nicht gelungen zu sein, in puncto Beliebtheit und Leutseligkeit an Schützenhöfer oder auch Klasnic heranzukommen. Am Einsatz wird es wohl nicht gescheitert sein, denn Drexler war seit seinem Amtsantritt gefühlt überall präsent – egal ob bei Katastrophen wie Hochwasser oder auch bei Spatenstichen und Volksfesten. Wirkliche Patzer hat er sich ebenfalls nicht geleistet. Die Opposition aus FPÖ, Grünen, KPÖ und NEOS und auch Teile der Bevölkerung tragen ihm aber immer noch sein Agieren als damaliger Gesundheitslandesrat hinsichtlich des obersteirischen Leitspitals im Bezirk Liezen nach – und hielten die Debatte um die Notwendigkeit des Spitals auch im Wahlkampf eifrig am Köcheln.

Mut wurde Drexler von der Opposition jedenfalls nicht abgesprochen: Für ihn war es selbstverständlich, sich politischem Gegenwind bei Diskussionen zu stellen, weiland etwa bei Info- bzw. Dialogveranstaltungen in der Obersteiermark bei Veranstaltungssälen voller Leitspital-Skeptiker. Und zur oft von Landespolitikern österreichweit bisweilen stiefmütterlich behandelten Kultur: Drexler hatte immerhin die Kulturstrategie 2030 in die Wege geleitet, u. a. mit “Kulturdrehscheiben” in den Regionen, die von vielen Kulturschaffenden gelobt wurde.

Bereits zu Weihnachten 2023 hatte Drexler in einem APA-Interview gesagt, “keinen Plan B” zu haben, wenn er den Landeshauptmannsessel nicht verteidigen könne. Er meinte auch, dass er sich nicht vorstellen könne, als Landeshauptmannstellvertreter eine Legislaturperiode zu bestreiten. Dies Haltung hatte sich jedoch während der Verhandlungen zusehends aufgeweicht – letztlich vergeblich. (APA/red)





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