Im zu Ende gehenden Jahr musste die Führung in Teheran eine Serie schwerer Niederlagen einstecken. Geht das Regime des Iran nun auf den Westen zu oder setzt es auf Eskalation?
Istanbul/Teheran. Schulterfreies schwarzes Kleid, Lippenstift, lange Haare: Als sich die iranische Sängerin Parastoo Ahmadi mit ihrer Band bei einem Live-Auftritt filmen ließ, wusste sie, dass sie gegen eine ganze Reihe von Verboten in ihrem Land verstieß. Frauen müssen in der Islamischen Republik ihre Haare bedecken und dürfen öffentlich nicht singen und tanzen. Die Behörden ließen die 27-Jährige und zwei ihrer Bandmitglieder vorübergehend festnehmen. Irans theokratische Elite hat derzeit noch weniger Toleranz für Widerstandsaktionen wie die von Ahmadi als in normalen Zeiten: Die Islamische Republik steckt in einer Existenzkrise.
Immer wenn es außenpolitische Spannungen gebe, verstärke das Regime den Druck nach innen, sagt der Iran-Experte Ahmad Mahmoudian von der University of South Florida. Das sei auch der Grund dafür, dass Teheran im Oktober den Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd hinrichten ließ, sagt Mahmoudian zur „Presse“. Irans Führung wolle mit demonstrativer Härte gegen ihre Kritiker vorgehen – das galt auch bei der Festnahme der Sängerin Ahmadi.