Kreditgeschäft: Wachstum trotz Hindernissen

Ein zentraler Faktor für diesen Erfolg ist das starke Wachstum im Bereich der Unternehmenskredite, das maßgeblich durch staatliche Aufträge im militärisch-industriellen Sektor angetrieben wird. Allein im November verzeichnete dieser Bereich ein Plus von 2,5 %, womit die Steigerung seit Jahresbeginn bei beeindruckenden 20,2 % liegt. Besonders die Nachfrage aus Unternehmen, die durch den Ukrainekrieg gestärkt wurden, trug dazu bei. Dmitri Pjanow, stellvertretender Chef der Bank, unterstrich: „Wir setzen auf eine Wachstumsstrategie, die auf den Rückgang von Privatkundenkrediten und die Ausweitung von Unternehmenskrediten abzielt.“

Doch nicht alle Bereiche entwickeln sich so dynamisch. Im Privatkreditsegment spürt die VTB u.a. den Druck der steigenden Zinsen deutlich. Die anhaltend hohen Leitzinsen der Zentralbank haben das Wachstum in diesem Bereich nahezu zum Erliegen gebracht. Pjanow erklärte, dass die Zinserträge der Bank in diesem Kontext um fast ein Drittel eingebrochen seien.

Herausforderungen durch hohe Leitzinsen

Die russische Zentralbank hatte im November ihren Leitzins auf 21 % angehoben, um die Inflation einzudämmen. Diese drastische Maßnahme hat jedoch auch die Kosten für Kredite in die Höhe getrieben und den Finanzsektor belastet. Der November wurde von Pjanow als ein „Monat massiver Marktwertverluste“ beschrieben. Dennoch überraschte die Zentralbank Mitte Dezember mit einem stabilen Zinsniveau, nachdem viele Analysten zuerst mit einer weiteren Erhöhung auf 23 % gerechnet hatten.

Die Entscheidung, den Zinssatz unverändert zu lassen, begründete die Zentralbank mit einer Verlangsamung der Kreditvergabe, insbesondere im Privatkundensegment. Pjanow geht davon aus, dass der Leitzins vorerst weiter auf dem aktuellen Niveau verharren wird.

Obwohl die VTB-Bank beeindruckende Ergebnisse vorweisen kann, wirft die derzeitige Wachstumsstrategie auch Fragen auf. Die massive Abhängigkeit vom militärisch-industriellen Sektor und den staatlichen Kriegsausgaben birgt Risiken. „Kriegsausgaben wirken wie Doping für die Wirtschaft, schaffen jedoch keine langfristige Stabilität“, warnen Experten. Außerdem wiegen die finanziellen Gewinne bei weitem nicht die zahlreichen Kriegsopfer auf.