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Die Arbeitslosigkeit steigt weiter – DiePresse.com



Neue Freie Presse am 3. Jänner 1925

Die Industrielle Bezirkskommission hat gestern den Stand der Arbeitslosen in Wien und Wien-Umgebung feststellt. Dabei ergab sich ein abermaliges Anwachsen der Arbeitslosigkeit um rund 7000, so daß nunmehr in Wien und Umgebung etwa 71.000 Arbeitslose gezählt werden. Die Zahl der Arbeitslosen im übrigen Österreich wird auf mindestens ebensoviele, eher noch mehr geschätzt, so daß eine Gesamtzahl der Arbeitslosen in Österreich zu Anfang des Jahres von etwa 145.000 resultieren dürfte. 

Damit nähert sich die Zahl der Arbeitslosen bereits bedenklich der höchsten seit der Einleitung der Sanierungsaktion im März 1923 erreichten Ziffer von 169.000. Die absolut höchste Arbeitslosenziffer wurde im Februar 1919 mit rund 200.000 verzeichnet.

Die Zunahme erstreckt sich in erster Linie wieder auf die Bekleidungsindustrie, weiter auf die Bauarbeiter, obgleich die verhältnismäßig warme und günstige Witterung in der zweiten Dezemberhälfte eine erhöhte Bautätigkeit zuließ. Eine starke Steigerung weisen auch die Gruppen der unqualifizierten Hilfsarbeiter, die Angestellten in den kaufmännischen Betrieben, der Metallarbeiter und der Lederarbeiter auf. 

Die erlaubten zwei Räusche

Betroffen sind vor allem Bekleidungsindustrie und Bauarbeiter. 

Neue Freie Presse am 2. Januar 1925

Die Stammtischrunden zwischen Kufstein und St. Anton haben ein ergiebiges Gesprächsthema. Die Tiroler Landesregierung will nämlich der Trunksucht an den Kragen gehen und die Geister des herben Weines, die sich in den Wirtsstuben so oft in Prügeleien und Messerstechereien austoben, zu bändigen versuchen. Wer zweimal einen Rausch gehabt, der ist kein braver Mann.

Der neue Gesetzesentwurf schließt alle Personen, die zweimal wegen Trunksucht oder Trunkenheitsexzesses abgestraft sind, für die Dauer eines Jahres vom Wirtshausbesuch unbarmherzig aus. Gut und schön. Aber ist Trunksucht nicht ein dehnbarer Begriff? Werden bei diesem Gesetz nicht gerade die besonders Trinkfesten, die ohne Wimperzucken zwanzig Viertel hinter die Binde zu gießen vermögen, sehr gut wegkommen? Und die Neulinge, die schon beim dritten Schluck Schilcher die Welt nur mehr durch einen rosigen Schleier sehen und denen jedes weitere Gläschen benebelnd zu Kopf steigt, werden ihre Unvertrautheit mit dem landesüblichen Rebensaft bitter büßen müssen. Hätten sie sich, wie es sich gehört, rechtzeitig an einen ausgiebigen Humpen des Tiroler Nationalgetränkes gewöhnt, so bekämen sie es nicht schwarz auf weiß, daß sie des Wirtshausbesuches ein Jahr lang unwürdig sind. Wie Schüler, die ihre Reifeprüfung nicht bestanden haben, werden sie heimgeschickt. Sie gehören noch nicht in die von Tabaksqualm und politischen Reden erfüllte Gaststube hinein, wo der dicke Wirt oder die saubere Resi den Bauern und Knechten den „Roten“ literweise einschenkt, ohne daß einer unter den Tisch getrunken würde.

Der zweite Trunkenheitsexzeß zieht die Strafe der Verbannung aus dem Wirtshausparadies nach sich. Einmal ist keinmal. Einmal darf man die Einrichtung der Schankstube demolieren, den Zechgenossen die Rippen zerschlagen. Erst beim zweitenmal beweist man durch ein solches Vorgehen, daß man keine Lebensart hat, nicht salonfähig ist. Und noch eine besondere Verschärfung der Strafe wird beabsichtigt: Die Namen der Trunkenbolde sollen auf einer an den Wirtshaustüren befindlichen Liste angeprangert werden. Ob der Gesetzesentwurf nicht allzu gutgläubig die beschämende Wirkung einer solchen Anprangerung überschätzt? Man müßte wohl erst die weinseligen Stammgäste der Dorfwirtshäuser durch systematische Aufklärung und Volkserziehung dazu bringen, daß sie einen Rausch auch wirklich als Schande betrachten, damit der Pranger seine richtige Wirkung täte. Denn sonst könnte er sich gar am Ende in sein Gegenteil verkehren und zu einer Renommiertafel werden, auf der die Namen der Radaubrüder und Wirtshaushelden rühmlichst verzeichnet sind. Auch Trunkenbolde sind häufig nicht frei von jener herostratischen Eitelkeit, die gern von sich reden hört.

Und wie steht es schließlich mit dem Rausch im stillen Kämmerlein des eigenen trauten Heims? Der altehrwürdige Haustrunk selbstgekelterten Weines, der sicherem Vernehmen nach auch schon zu mancherlei Exzessen geführt haben soll, wird nicht reglementiert? So begrüßenswert und notwendig auch der Kampf ist, den die Tiroler Landesregierung gegen das Erbübel der Trunksucht eröffnet hat, so scheint der neue Gesetzesentwurf doch einigermaßen weitmaschig und vieldeutig. Die Stammtischrunden aber werden mit Beruhigung daraus entnehmen, daß es bis zum Prohibitionismus im heiligen Land Tirol noch gute Wege hat.

Straßensperren wegen Beleuchtung des Wiener Rathauses

Die Besichtigung ist dem Publikum nur im Vorüberziehen auf der Ringstraße gestattet. 

Neue Freie Presse am 31. Dezember 1924

Aus Anlaß der am Neujahrstage in der Zeit von 5 bis 6 Uhr nachmittags und von 8 bis 9 Uhr abends stattfindenden Festbeleuchtung des Rathauses werden zur Aufrechterhaltung der Ordnung eine Reihe von Anordnungen getroffen: Die Besichtigung ist dem Publikum nur im Vorüberziehen auf der Ringstraße und zwar in der Richtung von der Bellaria gegen den Schottenring, gestattet.

Das Passieren der Ringstraße in der entgegengesetzten Richtung während der Dauer der Festbeleuchtung darf unter keinen Umständen stattfinden. Die aus den Gemeindebezirken VII und IX sowie XVII bis XXI kommenden Zuschauer haben sich über die Lastenstraße bis zum Schmerlingplatz zu begeben, um sich von dort in den Zug über die Ringstraße einzureihen. Die Zuschauer aus den übrigen Bezirken werden sich am besten über den Opernring und den Burgring, die Zuschauer aus dem II. Wiener Gemeindebezirke durch die Innere Stadt zur Bellaria begeben.

Das Mitnehmen von Kindern unter 14 Jahren, das Mitführen von Kinder- und Handwagen ist verboten. Ebenso ist das Mitführen von Hunden an der Leine untersagt. Greise, Kranke und gebrechliche Menschen werden von der Teilnahme an der Besichtigung gewarnt. Um zu verhindern, daß von den auf der Strecke Bellaria-Schottentor sowie Ringstraße einmündenden Seitengassen Zuschauer in die Ringstraße einströmen und so die geregelte Zirkulation stören, werden alle diese Seitengassen abgesperrt.

Keine Radioantennen an Kirchentürmen

Ein entsprechendes Ansuchen wurde im Sinne des Denkmalschutzes abgewiesen.

Neue Freie Presse am 30. Dezember 1924, Abendblatt

Das St. Pöltner Diözesanblatt verlautbart unter der Ueberschrift „Radio-Antennen an Kirchentürmen“ folgendes: Das Bundeskanzleramt hat mitgeteilt:

„Der vorgekommene Fall eines Ansuchens seitens eines Privaten um Genehmigung zur Anbringung einer Antenne für den Radioverkehr auf dem Dache eines Kirchengebäudes hat das Bundesdenkmalamt veranlaßt, im Sinne des Denkmalschutzgesetzes vom 25. September 1923 dieses Ansuchen grundsätzlich abzuweisen. Die Anbringung von Antennen und Leitungsdrähten für den Radioverkehr kann infolge der hierdurch gesteigerten Blitzgefahr die bauliche Sicherheit der Kirchen gefährden. Sie würden ferner die ästhetische Wirkung der Kirchen als ernste Denkmale stark beeinträchtigen und sie widersprechen völlig der Würde und der religiösen Bestimmung der Kirchengebäude, die nicht zu Vermittlern ganz unkontrollierbarer, oft wahrscheinlich fraglos unwürdiger Vorführungen gemacht werden können.“

Die Kirchenvorstehungen werden also angewiesen, jedes derartige Anuchen grundsätzlich abzuweisen.

Angriff auf die Pressefreiheit in Frankreich

Beim “Eclair” kam es zu einer Hausdurchsuchung.

Neue Freie Presse am 29. Dezember 1924

Der “Eclair” hatte vor einigen Tagen die angeblichen stenographischen Berichte der Konferenz von Chequers und einen vertraulichen Bericht des Kriegsministers General Rollet veröffentlicht, den dieser noch in seiner Eigenschaft als Präsident der Interalliierten Militärkontrollkommission verfaßt haben soll. Der Justizminister hat deshalb gegen den “Eclair” eine Klage wegen Veröffentlichung von Dokumenten, welche die auswärtige Sicherheit des Staates betreffen, eingebracht. Im Verfolg dieses Strafverfahrens ist gestern abend in den Räumen der Zeitung vom Untersuchungsrichter eine Hausdurchsuchung vorgenommen worden.

Die Affäre des “Eclair” beschäftigt heute die gesamte Presse, Blätter aller politischen Färbungen erblicken in dem Akte ein offenkundiges Attentat auf die Freiheit der Presse und greifen Herriot in scharfen Artikeln an. Auch der “Matin” hat sich der Opposition in dieser Frage angeschlossen und veröffentlicht einen Leitartikel von Senator Juvenel, in dem gegen die Strafuntersuchung gegen den “Eclair” protestiert wird. Der Präsident des Syndikats der Pariser Presse macht sich in einem Brief an Herriot den Standpunkt des “Matin” zu eigen und erklärt, die Pariser Blätter aller politischen Färbungen erblickten in dem Verfahren eine flagrante Verletzung der Pressefreiheit.

Der Ministerpräsident antwortete auf dieses Schreiben, daß die Strafverfolgung seitens der Regierung völlig berechtigt sei. Das vom “Eclair” veröffentlichte Dokument habe interalliierten Charakter, und die Regierung könne nicht zulassen, daß ein Schriftstück dieser Art ohne ihre Einwilligung oder die der alliierten Regierungen veröffentlicht werde. Auch der Justizminister nimmt heute abend das Wort und erklärt in einem Communique, die Untersuchung gegen das Blatt dauere fort, und man habe im Verlaufe der gestrigen Hausdurchsuchung in der Redaktion ein weiteres geheimes Schriftstück aufgefunden, das aus dem Bureau des Generalstabes stamme.

Neue Kampfflugzeuge für England

Die neuen Maschinen sollen eine Stundengeschwindigkeit von über 400 Kilometer besitzen.

Neue Freie Presse am 28. Dezember 1934

Zu Beginn des neuen Jahres wird sich das britische Luftfahrtministerium für einen neuen Typ eines Kampfflugzeuges entscheiden. Vier verschiedene Typen werden gegenwärtig geprobt. Die neuen Maschinen sollen eine Stundengeschwindigkeit von über 400 Kilometer besitzen. 

Zwei von ihnen sind Eindecker, die beiden anderen Doppeldecker. Einer der Eindecker hat ein einziehbares Untergestell; einer der Doppeldecker ist mit vier Maschinengewehren statt der üblichen zwei Maschinengewehren ausgerüstet. Das Ministerium beabsichtigt, nach erfolgter Wahl ein Geschwader von Flugzeugen des auserlesenen Typs bauen zu lassen und die Maschinen einer strengen praktischen Prüfung zu unterziehen, bevor weitere Bestellungen vergeben werden.

Tirana fällt in die Hände von Ahmed Bey Zogu

In der inneren Stadt der albanischen Hauptstadt lodert ein großer Brand.

Neue Freie Presse am 27. Dezember 1924

Es ist nur ein Krieg im Kleinen. Die Verluste werden kaum in die Hunderte gehen und wenn es hoch kommt, werden ein Dutzend Dörfer und ein paar Dutzend armseliger Hütten irgendwo im albanesischen Gebirge das Opfer Feuer werden. Kein Grund also, wird man sagen, sich aufzuregen, und sonderlich kein Grund für uns, die wir in unserem engen Vaterland von heute die Zusammenhänge mit diesen Fährlichkeiten längst verloren haben.

O ja, einmal war jedes Auflodern der Kämpfe, die die Bandenführer aus dem von altersher kriegsgewohnten Volk der Skipetaren gegeneinander ausfochten, für uns in Oesterreich Anlaß zu ernsten Sorgen und zum bangen Ausmalen der Möglichkeiten, die eintreten konnten, wenn der oder jener Häuptling eines der Dörfer oder Städtchen oben in den Bergen erobert oder verloren hatte. Da gab es Intrigen von allen Seiten, die in unser Leben hineinspielten, und das  ganze große alte Reich horchte oft bange  nach den Nachrichten und oft genug selbst nach den Gerüchten, die aus diesem unruhigen Winkel kamen.

An all dem Elend von jetzt ist dies allein ein Gewinn, daß wir aus solchen Nöten befreit sind, dadasz Prestigesragem die ich an den Namen der damals soß Prestigefragen, die sich an den Namen der damals so viel berühmten albanesischen Felsennester knüpfen, uns nicht mehr berühren und unsere Ruhe und unser Schicksal nicht mehr durch diese Streitigkeiten und durch die schürende Arbeit der Hintermänner beschwert sind.

Offiziell gab es solche Hintermänner freilich nie. Erinnern wir uns nicht der Zeit, da Italien und die österreichisch-ungarische Monarchie ihren Uneigennützigkeitspakt über Albanien besaßen, während trotzdem in Rom der eifrigste Wunsch bestand, auf irgendeine Weise seitens von Brindisi, auf der anderen Seite der Adria stets Fuß zu fassen und die berühmte Verkehrung durchzuführen, durch die die österreichische Flotte wie in einem Binnensee gefangen gehalten werden sollte. Nach dem Krieg hat dieses Rungen nicht aufgehört nur daß auf dem Ostufer nun eine andere Flagge wehte und Belgrad die Erbschaft übernommen hatte. (…)

Nun berichtet das „Giornale d’Italia“ über den Einzug Ahmed Zogus in die albanische Hauptstadt folgendermaßen: Nachdem Ahmed Zogu sich in den Rücken gegen allfällige Ueberraschungen gesichert hatte, zog er im Triumphe in die albanesische Hauptstadt ein, wo ihm von der Bevölkerung Ovationen bereitet wurden. Ahmed Zogu hatte bei seinem Einzuge die Uniform eines Oberstleutnants angelegt und die Heeresabteilungen der regulären Truppen Aufstellung nehmen lassen, deren Front er dann abschritt, um so zu beweisen, daß er den Wunsch hege, sich auch mit dem Heere auszusöhnen. Den Zurufen der Bevölkerung antwortete er lächelnd. Der ehemalige Finanzminister Guracuchi und der ehemalige Innenminister Ghalla sind aus Skutari nach Balona geflohen. Man nimmt an, daß die frühere Regierung Fa Noli ihr Residenz in Balona aufschlagen werde, wo sie den unabhängigen Staat von Albanien ausrufen würde. Da jedoch Musid Bey bereits Argyrokastro besetzt hat, ist die Lage der früheren Regierung auch in Balona sehr bedrohlich.

Anmerkung: Ahmet Zogu, war von 1925 bis 1928 Präsident Albaniens und von 1928 bis 1939 als Zogu I. König der Albaner. Am 24. Dezember 1924 zog Zogu mit ca. 5000 albanischen Freischärlern und 130 weißrussischen Söldnern in Tirana ein, ohne nennenswerten Widerstand zu finden. Bereits am 15. Januar 1925 bildete er ein neues Kabinett. Um seinen Machtanspruch begründen zu können, erklärte er sich zum Nachkommen des Nationalhelden Skanderbeg.

Es gab nie eine Zeitung

Am 26. Dezember erschien nie in der Geschichte der Tageszeitung eine Ausgabe der Neuen Freien Presse.

Neue Freie Presse am 26. Dezember

Der 26. Dezember hat in der Geschichte der “Neuen Freien Presse” eine Sonderstellung. Nie ist an diesem Tag eine Ausgabe der Zeitung erschienen. Insofern lässt sich heute auch kein “Heute vor” finden. “Die Presse” bittet um Verständnis für die heutige “weiße Ausnahme”. Ab morgen ist ein Blick in die Archive wieder möglich.

Weihnachtsbotschaft des Papstes an Österreich

Der Heilige Vater blickt mit „wärmsten Sympathien“ nach Wien. 

Neue Freie Presse am 25. Dezember 1924

Unser Spezialkorrespondent schreibt uns: Es wurde mir die besondere Auszeichnung zuteil, von Papst Pius XI. in Privataudienz empfangen zu werden. Der Heilige Vater gab mir die ausdrückliche Ermächtigung, die folgenden Worte als seine Weihnachtsbotschaft an Oesterreich zu veröffentlichen:

„Sie können sagen, daß ich ganz Wien meinen Segen erteile und Ihnen für Wien und Oesterreich meine besten Wünsche mitgegeben habe. Alles, was Oesterreich betrifft, steht meinem Herzen nahe. Ich weiß, das österreichische Volk hat viel zu leiden. Ich verfolge sein Schicksal mit den wärmsten Sympathien und mit der innigsten Anteilnahme.

Ich wünsche und hoffe, daß die Leiden der Bevölkerung bald zu Ende sein mögen, Wien und Oesterreich müssen sich in Geduld ergeben und müssen ausharren. Auch hier wird sich die Zeit als der beste Heilfaktor erweisen. Ich bin voll Zuversicht, daß sie bald eine Linderung der gegenwärtigen Verhältnisse in Ihrer Heimat bringen wird. Ich wiederhole meine besten Wünsche für das Gedeihen und die Zukunft Oesterreichs.“

Wer braucht noch Gemüse und Eier?

Gute Nachrichten: Auf den Weihnachtsmärkten gibt es starke Zufuhren.

Neue Freie Presse am 24. Dezember 1934

Trotz der frostig teuren Situation, stehen die Zeichen für ein gutes Mahl zum Weihnachtsfest nicht schlecht. In der Woche vor Weihnachten zeigen die Märkte eine sehr reichliche Beschickung.

Auf dem Nachschmeckt wurden während der Woche 12.586 Meterzentner Gemüse zum Verkaufe angeboten, um 1994 Meterzentner mehr als in der Vorwoche. Auch das Kartoffelangebot ist um 970 auf 5470 Meterzentner, an Butter um 24 auf 115 Meterzentner und an Eiern um 12.000 Stück auf 172.000 Stück gestiegen.

Die Obstzufuhren sind infolge der vorgeschnittenen Jahreszeit um 100 auf 2560 Meterzentner zurückgegangen, dafür ist die Zufuhr von Agrumen um fast 30 Prozent gestiegen. Das Angebot beträgt 7210 Meterzentner, hat also gegen die Vorwoche um 1995 Meterzentner zugenommen.

Die Absatzverhältnisse sind als günstig zu bezeichnen, denn es werden von den Konsumenten allseits größere Eindeckungen vorgenommen.

Schlafen wir richtig?

Vor Mitternacht, nach Mitternacht, zur Kultur- oder doch zur Naturzeit? Wann soll man zu Bett gehen?

Neue Freie Presse am 23. Dezember 1934

Von einem Arzt wird uns geschrieben: Seit altersher genießt der Schlaf vor Mitternacht einen besonders guten Ruf. „Er wiege doppelt“, meinte der berühmte Huseland, der in seiner Makrobiotik den Weg zur Lebensverlängerung zeigen wollte. Auch experimentelle Untersuchungen haben in neuerer Zeit erwiesen, daß die größte Schlaftiefe in den Stunden vor Mitternacht vorhanden ist. Nun kommt ein deutscher Pädagoge durch zahlreiche Versuche zu der Ueberzeugung, daß es eine Naturzeit gibt, die sich ziemlich wesentlich von unserer Kulturzeit unterscheidet.

Stöckmann hat während seiner Studienzeit, durch Ansetzung der Schlafzeit zu verschiedenen Stunden, an sich selbst zu experimentieren begonnen, um die schwer zu hemmenden Ermüdungserscheinungen, die im Gefolge der nächtlichen Studierarbeit aufgetreten waren, zu beseitigen. Als er einmal die Zeit von 19 bis 23.20 Uhr durchschlafen hatte, stand er mit einem ungewohnten Gefühl körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit auf und eine Reihe weiterer Versuche ergaben für ihn immer wieder das Erfrischende, ja Heilbringende dieser Schlafzeit.

Eine größere Zahl von Versuchen an Personen aller Altersstufen schloß sich an und hatte ein gleiches Ergebnis. In einer Broschüre „Die Naturzeit als Ausgangspunkt der Gesundung“ (Hippokrates-Verlag) und mehreren Publikationen in der medizinischen Presse hat Stöckmann über die Ergebnisse seiner Forschungen berichtet, die freilich noch nicht als abgeschlossen bezeichnet werden dürfen, aber zu einer Prüfung auf breiter Basis auffordern.

Vernünftige Arbeitslose

Die Lehren aus dem verbotene kommunistischen Demonstrationszug.

Neue Freie Presse am 22. Dezember 1924

Der für heute angesagt gewesene Demonstrationszug der kommunistischen Arbeitslosen ist von der Polizei untersagt worden. Für diese Maßnahme war die Tatsache entscheidend, daß nicht nur die durch das Gesetz vorgeschriebenen Formalitäten nicht eingehalten wurden, sondern daß auch die Veranstalter der Kundgebung keinerlei ausreichende Gewähr für die ruhige Abwicklung des Aufmarsches, für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu bieten vermochten. Die Befürchtungen, daß es trotz der polizeilichen Verfügung zu Zusammenstößen kommen bunte, haben sich bisher erfreulicherweise als unbegründet erwiesen, denn der Vormittag ist ohne wesentliche Störung verlaufen. Man darf sich also wohl der Hoffnung hingeben, daß bei den Arbeitslosen die Vernunft gesiegt hat, und daß sie keineswegs bereit sind, sich unverantwortlichen Hetzern auszusetzen.

Es gibt gewiß keinen Menschen, der ihr Schicksal ohne Teilnahme betrachten würde, der nicht zu ermessen wüßte, was es bedeutet, in dieser Zeit der hohen Preise, der großen Kosten selbst für die einfachste Lebenshaltung beschäftigungslos zu sein. Man kann das Elend, die Not ergreifen, aber jeder klar Blickende und nüchtern Denkende muß sich auch sagen, daß dem Elend am wenigsten durch Demonstrationen abgeholfen zu werden vermag, und daß es kein schlechteres Mittel gibt, den Arbeitsmarkt zu verbessern als die Verbreitung einer lähmenden Stimmung der Unruhe, als die Beeinträchtigung des wirtschaftlichen Getriebes.Nach den letzten Mitteilungen ist die Zahl der Arbeitslosen in Oesterreich von hundertfünfzehntausend auf hundertdreißigtausend gestiegen.

In dieser Ziffer spiegelt sich die Krise wider, in der sich die Industrie und der Handel befinden; es kommt in ihr aber auch der zunehmende Beschäftigungsmangel zum Ausdruck der sich im Winter, wenn die Bautätigkeit und die Arbeit im Freien ruhen und wenn die Vorbereitungen für Weihnachten abgeschlossen sind, immer wieder einstellt. Oesterreich hat erst vor einigen Wochen die Unterstützungen hinaufgesetzt, die den Arbeitslosen zuteilwerden, und dadurch den Beweis erbracht, daß der Staat dazu beitragen will, die Sorgen der Unglücklichen, die zu feiern gezwungen sind, zu mildern. Die öffentlichen Zuwendungen betragen in vielen Fällen sechzig bis achtzig Prozent des gewöhnlichen Lohnes, und bei der Armut des Landes, bei der Notwendigkeit, hauszuhalten und die Ausgaben des Bandes nach Tunlichkeit einzuschränken, können höhere Leistungen nicht erwartet werden.

Der goldene Sonntag

Weihnachten steht heuer in Zeiten der wirtschaftlichen Krise. Ein Appell, die Hoffnung trotzdem nicht aufzugeben.

Neue Freie Presse am 21. Dezember 1924

Die Weihnachtsklänge werden in diesem Jahre so manchen Ton der Wehmut haben. Die Totenliste des wirtschaftlichen Schlachtfeldes ist noch immer erschreckend. Geschäfte von bekannten Namen und altem Rufe wissen nicht, ob sie ihre Verpflichtungen erfüllen können und ob die niederstürzende Welle nicht ihre Kraft zerschmettern wird.

Ein trüber Dunst des Mißmutes lagert über Wien, und wenn eine heilige Johanna in unsere Gassen käme, horchend auf die Stimmen, die aus der ehernen Zunge der Glocken auf uns niederschallen, sie würde von vielen Sorgen, von vielen Tränen hören, von getäuschten Hoffnungen und vermehrten Leiden, von der Kümmernis des Mittelstandes der guten Familien, die nicht zu spielen wußten, nicht durch die Herrlichkeiten der Inflation gesegnet wurden, sondern die heute noch zusetzen müssen und immer wieder zusetzen von ihrem Vermögen die sich langsam aufzehren für die Notwendigkeiten des Tages. Wie lange haben sie schon ausgeharrt, diese seltsam geduldigen Opfer unseres Schicksals; wie lange gerungen gegen die Ungunst der Zeiten und gegen die Verschwörung der Politiker!

Immer wieder ist der Zorn des unbarmherzigen Lebens über sie hereingebrochen, über sie, die nicht Wähler sind, nicht Streikende und nicht Dienende der Kirche. Immer wieder haben sie ein Stück ihres Hausrates verschwinden sehen; nicht nur des Hausrates ihrer Wohnungen, auch des Hausrates ihres Herzens. Ihr Weihnachten wird noch schmerzlicher sein als sonst, und wenn es einen Trost für sie geben kann, so ist es höchstens daß es auch vielen anderen nicht besser geht, nämlich jenen, die sich am Tische des Glückes satt und übersatt gegessen haben und die setzt aus ihrem Traume erwacht sind, mit dem bitteren Nachgeschmack der Reue und der Sehnsucht nach dem Verlorenen.

Wir dürfen auch diese ernste Lage dennoch nicht wie eine Hypnose empfinden die uns zu Kleinmut verurteilt; wie etwas, was jedes Fünkchen von Lebensluft, jeden Ansatz zu lichterer Auffassung unmöglich macht. Es ist viel Leiden über uns gekommen, aber vergessen wir doch nicht, daß schließlich das Aeußerste vermieden worden ist. Vergessen wir nicht, daß auch der rüttelnde Orkan den Mastbaum unseres Schiffes nicht zu knicken vermochte und daß neben vielem tauben Gestein der echte Kristall seine Reinheit wiederum bewahrte. Das Leben ist freilich über Leichen, aber trotzdem weitergegangen, ein Niederbruch der Stützen des Marktes in jedem Sinne des Wortes ist nicht erfolgt und es kann wohl behauptet werden: Wenn solche Notstände, eine so ungeheure Lawine nicht imstande waren uns aus den Fugen zu reißen, so wird auch der Ablauf des Prozesses schlecht und recht ertragen werden können, wie wir den Krieg ertragen haben, den Frieden, den Zusammenbruch, die Inflation und die Stabilisierung.

Wir sind gewiß nicht gelaunt, helle Farben aufzutragen und der Terrorgruppe des Optimismus nachzugehen, jenen seltsamen Herrschaften, die sich vorstellen, man könne das Wirtschaftsleben mit optimistischeren Communiqués genau so täuschen, wie es leider manches mal die Generalstäbe im Krieg versucht haben. Aber bei aller gebotenen Vorsicht, es bleibt doch ein fester Kern des Vertrauens, der nicht zu brechen und zu zerstören ist. Wo solide Arbeit etwas erzeugt, was kein anderes Land und keine andere Stadt zu schaffen vermögen, wo die höhere Qualität die Seltenheit verbürgt, wo die historische Verbindung langjährige Zusammenhänge die Konkurrenz verscheuchen, da wird auch im nächsten Jahre sich Wohlstand zeigen und jener Gewinn, der unentbehrlich ist zur Fortführung der Arbeit. Aus diesen Gedanken und Gesinnungen heraus glauben wir, daß ein Käuferstreik, die Ablehnung des Weihnachtsgeschäftes, sei es in stillschweigender Vereinbarung oder durch allgemeine Verdüsterung nicht begründet und berechtigt wäre. Und da möchten wir eindringlich dem Publikum sagen: Kauft lieber jetzt, wartet nicht, laßt euch nicht von der Idee umgarnen, daß es besser sei, die Wünsche zurückzudämmen bis zu irgendeiner Zukunft die ihnen Erfüllung bringt. Wodurch wird das nächste Jahr seine besonderen Merkmale erhalten?

Es ist somit nur zweierlei möglich: Entweder ist man Optimist und hält die Wirtschaftslage für gesichert, dann besteht kein Grund, nicht jetzt sogleich daraus den Schluß zu ziehen. Oder man ist Pessimist und rechnet mit größeren Katastrophen und mit der allgemeinen Verarmung, dann ist es erst recht besser, sich jetzt gleichsam einzudecken und nicht erst die Fatalitäten abzuwarten. Die Wiener Geschäftsleute haben so viel notwendige Uebel zu erdulden, so viel unvermeidliche Schmerzen, daß ihnen eine Abstinenz, eine Sabotage des Weihnachtsgeschäftes ohne wirkliche Begründung erspart bleiben sollte. Es sind graue Tage, die wir vor Weihnachten erleben, aber Tage, nicht ohne keimende Hoffnung. Die Töne sind ernst und schwer, aber es ist doch die Woche des Lebens, die uns erschalle, und dicht die Stimme des Todes.

Hitler und Fechenbach sind wieder frei

Das nennt man wohl ein bayerisches Weihnachtsgeschenk.

Neue Freie Presse am 20. Dezember 1924

Der deutschnationale Justizminister der bayerischen Regierung Dr. Gürtner hat sich endlich zu dem längst notwendig gewordenen Entschluß aufgerafft und gleichzeitig mit den Novemberputschisten Hitler und Kriebel auch Fechenbach und den Münchner Räterepublikanern die Freiheit wiedergeben. Wenn in der Begründung der Freilassung Fechenbachs Schuld als einwandfrei feststehend bezeichnet wird, so ist das eine begreifliche, aber leere Geste zugunsten der bayerischen Justiz. Die amtliche Mitteilung, die das Weihnachtsgeschenk der bayerischen Regierung bekannt gibt, hat folgenden Wortlaut:

Das Oberste bayerische Landgericht hat die Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen die Bewährungsfrist für Adolf Hitler und Oberstleutnant Kriebel verworfen. Es erhalten also Hitler und Kriebel für den Rest der Strafe Bewährungsfrist. Dagegen hat das Oberste Landgericht der Beschwerde des Staatsanwaltes gegen die Bewilligung einer Bewährungsfrist für Dr. Weber insofern stattgegeben, als über diese Frage erst entschieden werden kann, wenn nach Abschluß der Voruntersuchung wegen Fortführung des Bundes Oberland das Landgericht Beschluß darüber gefaßt hat, ob gegen Dr. Weber das Hauptverfahren zu ergreifen oder er außer Verfolgung zu setzen ist.

Vom Staatsminister der Justiz wurde ferner unter Milderung der Strafen die Strafvollstreckung gegen Mühsam, Sauber, Karpf und Olschewsky unterbrochen und ihnen für den Rest der Strafe Bewährungsfrist bewilligt. Es sind dies die letzten Festungsgefangenen der Münchner Räterepublik, die sich seit 1919 ununterbrochen in Festungshaft befunden, ferner ist Felix Gechenbach, Dr. Gargas und Redakteur Lembke Bewährungsfrist für den Rest ihrer gleichzeitig gemilderten Strafen bewilligt worden. Bei diesem Vorgehen ging das bayerische Justizministerium vom Standpunkte aus, daß eine Schuld der drei Verurteilten nach dem Gutachten des Obersten bayerischen Landgerichtes einwandfrei feststeht, daß es aber angezeigt sei, die Strafe für die Angeklagten auf Grund des Vorgehens, das das Reichsgericht in ähnlichen Fällen anwandte, aufzuheben.

Anmerkung: Als Hitler-Prozess oder Hitler-Ludendorff-Prozess wird das Gerichtsverfahren wegen Hochverrats bezeichnet, das am 26. Februar 1924 vor dem bayerischen Volksgericht in München gegen Adolf Hitler, Erich Ludendorff und weitere Rädelsführer des gescheiterten Putschversuchs vom 9. November 1923 durchgeführt wurde. Am 1. April 1924 wurde das Urteil verkündet: Mit Ausnahme von Ludendorff wurden alle Angeklagten für schuldig befunden. Die Untersuchungshaft wurde von der Strafzeit abgezogen, sodass Frick, Röhm, Wagner und Brückner auf Bewährung freikamen. Hitler, Weber, Kriebel und Pöhner wurden zur Mindeststrafe von fünf Jahren Festungshaft nebst Geldbuße von 200 Goldmark verurteilt. Am 20. Dezember 1924 wurden Hitler und Kriebel auf Bewährung aus der Haft entlassen, Pöhner und Weber im Frühjahr 1925.

Groschen ist besser als Stüber

Cent, Heller, Pfennig: Eine Währungsumstellung ist nicht so einfach wie manch einer glauben möchte.

Neue Freie Presse am 19. Dezember 1924

Man hat sich im letzten Augenblick eines Besseren besonnen. Nur eines Besseren, nicht eines Guten. Denn auch gegen den Groschen, wie die kleinste Scheidemünze der Schillingwährung heißen soll, wäre mancher von den Einwänden vorzubringen, die sich dem Beurteiler bei der Namenswahl Stüber aufgedrängt hatten. Mindestens verhindert die Umtaufe aber die überflüssige Herausforderung des Volkswitzes und gesellt den mannigfachen Gefahren des überstürzten Währungsexperiments nicht auch noch den Fluch der Lächerlichkeit bei.

Die Einführung einer neuen Währung ist ein auf Dezennien berechneter Akt der Gesetzgebung von so tief einschneidender Bedeutung, daß dabei auch in Aeußerlichkeiten auf die Stimmung der Massen Rücksicht genommen werden sollte. Der Trost ist zwar recht mager, daß der Finanzausschuß den Stüber zu Grabe getragen, aber nur ein anderes Petrefakt an seine Stelle zu setzen wußte; immerhin: Groschen ist besser als Stüber.

Man leitet im allgemeinen  – ob mit Recht oder Unrecht bleibe dahingestellt – das Wort Groschen vom lateinischen Grossus ab, der Dicke. Um das Jahr 1200 traten nämlich an Stelle der Blechmünzen, deren Wert ein ganz schwankender war, dickere Silbermünzen, sogenannte  Dickpfennige oder Groschen. Unter König Wenzel II. von Böhmen kamen die Prager Groschen (Grossi pragensens) in den Handel. Seit dem dreizehnten Jahrhundert wurde diese dicke Silbermünze in größerem Maß gebräuchlich, so daß man späterhin alle kleineren Silbermünzen in Deutschland, Oesterreich und auch in Polen Groschen nannte. Nach dem Prägebild unterschied man Apfel-, Bauern-, Fürsten-, Löwen-, Marien-, Engelgroschen usw.

Der Groschen war in Deutschland ein Vierundzwanzigstel-Thaler wert und konnte gegen 12 Pfennig umgetauscht werden. In Oesterreich rechnete man seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts mit „k.k. konventionsmäßigen Dreikreuzerstücken oder Silbergroschen“ und bis zum Jahre  1858 behielt dieser Groschen zu drei Kreuzern den Wert vom einundzwanzigsten Teil eines Guldens. Mit der Einführung der Markwährung in Deutschland im Jahre 1876 hörte die Rechnung mit Silbergroschen auf. Der Groschen spielte nicht nur im Handelsverkehr, sondern auch in der Kunst und Literatur eine große Rolle. Berühmt ist der „Zinsgroschen“ und Tizian, eine Perle der Dresdner Galerie. Es gibt heute noch viele Museen und auch Privatsammler, welche große Kollektionen von Groschen mit den verschiedensten Prägebildern aufbewahren.

Wenn der Nationalrat bei seiner endgültigen Entscheidung, die nach dem Originalsystem so naheliegende Bezeichnung „Cent“ als undeutsch vermeiden will, obzwar sie im Holland von heute so Brauch ist wie einst der Stüber am Niederrhein, so könnte er getrost auf den „Heller“ zurückgreifen, ohne dadurch Zusammenhänge zwischen der niedergebrochenen Krone des alten Oesterreich und dem neuen Gold zu schaffen. 

Ein „narrischer“ Dezember

Die Lage in Tirol vor Weihnachten.

Neue freie Presse am 18. Dezember 1934

Aus Innsbruck schreibt unser Korrespondent: Schnee, Schnee und noch einmal Schnee, das ist der Wunsch, der allgemein im Wintersportland Tirol zu hören ist. Das Föhnwetter dauert nunmehr mit geringen Unterbrechungen mehr als sechs Wochen an; in diesem „narrischen“ Dezember sind tagsüber Temperaturen bis zu 15 Grad Wärme zu verzeichnen.

Kein Wunder, daß der Schnee, der schon Anfang November in den Bergen gefallen war, fast ganz weggeapert ist. Nur in den hochgelegenen Skigebieten am Arlberg und in der Gerlos sowie auch im rückwärtigen Oetztal gibt es gegenwärtig brauchbare Skifähren und dort drängen sich die Wintersportler zusammen, die von auswärts nach Tirol gekommen sind. Es sind das Engländer und Holländer.

Für die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig liegen Tausende von Anmeldungen und Anfragen aus England, Frankreich, Holland und selbstverständlich auch aus Oesterreich in den bekannten Tiroler Wintersportorten vor. Kommt noch vor Weihnachten Schnee, dann werden diese Orte und ihre Umgebung über die Weihnachtszeit einen glänzenden Besuch haben.

Die Rolle der USA in einem Kriegsfall

Werden die Vereinigten Staaten vom Schützer zum Schlichter?

Neue Freie Presse am 17. Dezember 1934

Staatssekretär Cordell Hull hat einen Bericht an den Präsidenten Roosevelt fertiggestellt, in dem die Rolle der Vereinigten Staaten als neutraler Macht im Falle eines Krieges einer Revision unterzogen werden soll.

Ueber den Inhalt des Berichtes sind noch keine verläßlichen Daten erhältlich. Es scheint jedoch, daß die Vereinigten Staaten ihre historische Rolle, als Schützer der neutralen Schiffe in Kriegszonen aufzutreten, aufgeben wollen und größeres Gewicht darauf legen, die Funktion des Schlichters in kriegerischen Konflikten zu übernehmen.

Teuerung ringsum

Nahrung, Rohstoffe, Fertigprodukte, Arbeit: Alles kostet so viel mehr. Was lässt sich dagegen tun?

Neue Freie Presse am 16. Dezember 1924

Hohe Preise sind der Schrecken aller Länder. In England tagt eine steuerlich aufgezäumte königliche Kommission, an deren Spitze der ehemalige Botschafter in Washington, Sir Auckland Geddes, sich befindet. Große Verhöre werden abgehalten, langatmige Untersuchungen angestellt. Einzelne Unterabteilungen sollen Klarheit bringen über das, was bei den Nahrungsmitteln, bei den Rohstoffen und Fertigfabrikaten vorgeht. Und gerade bei der Vernehmung eines Sachverständigen, des Professors Bowley, ist eine der interessantesten Tatsachen herausgefunden worden, die Aufschluß gibt über den Ursprung der englischen Krise.

Professor Bowley sagt nämlich, die Kosten der Arbeitskraft in England sind beiläufig um hundert Prozent über den Friedensstandard gestiegen. Die Preise dagegen sind nur um neunundfünfzig Prozent im Großhandel und um achtzig Prozent im Kleinhandel über das Jahr eintausendneunhundertvierzehn angewachsen. Die Löhne eilen somit der Teuerung voran und daher mußte die Unmöglichkeit sich einstellen, billig zu erzeugen und abzusetzen. Dabei werden in England genau so wie in Frankreich die stärksten Forderungen seitens der Arbeiterschaft erhoben, und erst kürzlich haben die Eisenbahner eine Beschwerdeliste angemeldet, die nach den Berechnungen der Unternehmer die ungeheure Last von dreißig Millionen Pfund, eine Steigerung ihrer Selbstkosten um ein Viertel, bedeuten würde. Dieselben Schmerzen hat der kranke Harriot, und wir hören, daß die Beamten in Frankreich siebenhundert Millionen fordern, die Invaliden fünfhundert Millionen und die Verkehrsbeamten und Arbeiter der Eisenbahnen gar eine Milliarde Francs, aufs Jahr gerechnet.

All diese Wunschzettel werden auf irgendwelche Art, vielleicht nicht jetzt, aber später sich geltend machen. Wie kann man so riesenhafte Beträge aus dem Einkommen des Volkes herauswirtschaften. Ist da nicht wiederum die Angst berechtigt, daß bei der Steigerung der Einnahmen, wie sie beispielsweise in Frankreich beabsichtigt wird, bei einer Ausdehnung der Zirkulation neue Verteuerung und Preissteigerungen zur Unvermeidlichkeit werden und damit auch die bei uns schon längst bekannte Schraube ohne Ende?

(…) Nur eines ist gegen die Teuerung möglich: Rhetorische Politik auf der ganzen Linie. Nicht radikal, nicht gewaltsam, nicht gegen die Interessen der guten Wirtschaft, aber doch deutlich betont. Auch das Schillingsgesetz enthält leider Bestimmungen, welche eine weitere Ausdehnung der Zirkulation, wenn auch in der Gestalt von Kleingeld, nicht unmöglich machen, Die Preise werden erst zurückgehen, wenn die Ersparnis auf der ganzen Linie triumphiert.

Der Rassenwahn und die Krise im Alpenverein

Das Hakenkreuz will auch die Bergeshöhen erobern und von Schutzhütte zu Schutzhütte seinen Siegeszug antreten.

Neue Freie Presse am 15. Dezember 1924

Die außerordentliche Hauptversammlung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines hat gestern in München der Ausschließung der Sektion „Donauland“ zugestimmt. Das Unbegreifliche, wenn leider auch nicht Unerwartete ist nun geschehen und alle Freunde der Alpinistik, alle Menschen, die den Aufenthalt auf den Bergeshöhen die reinsten und schönsten Freuden verdanken, werden diese Entscheidung als ein Unglück betrachten. Drei Jahre lang ist der Hauptausschuß fest geblieben, drei Jahre lang sind von ihm alle Versuche, die Politik auf die Gipfel der Alpenwelt zu tragen und das Glück des ungetrübten Naturgenusses unter konfessionellen Rücksichten zuzumessen, standhaft abgewehrt worden. Um so bedauerlicher erscheint der plötzliche Frontwechsel, um so schwerer wiegt der Fehler, der durch den Ausschluß der Sektion „Donauland“ begangen wird. Als man im Juli in Rosenheim den seltsamen Ausweg einschlug, das Fallbeil nicht selbst niedersausen zu lassen, sondern die den Rassenfanatikern unliebsame Vereinigung zum Austritte aufzufordern, da konnte immerhin noch die leise Hoffnung gehegt werden, daß die Vernunft nicht endgültig besiegt sei und daß sich vielleicht eine Wendung zu vollziehen vermöge.

Die Sektion „Donauland“ nahm die einzig richtige Haltung ein: sie tat, was von ihr erwaret werden durfte, indem sie die Erklärung abgab, das Feld nicht freiwillig aufzugeben und vor dem touristischen Wahnwitz nicht zu kapitulieren. Diese Kundgebung fand bei verschiedenen anderen Gruppen volles Verständnis und uneingeschränkte Billigung. Das offenbarte sich ganz besonders eindrucksvoll bei den Beratungen der Berliner Sektion, die Ende November stattfanden. Trotzdem hat sich die Mehrheit in der außerordentlichen Hauptversammlung des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereines den Hetzern in die Arme geworfen und kein Bedenken gezeigt, sich nicht nur vor allen wirklich vorurteilslosen Freunden des Bergsports im Inland, sondern vor den Touristen der ganzen Welt bloßzustellen.

Man überlege doch, die Gründung der Sektion „Donauland“ ist seinerzeit nicht erfolgt, um persönlichen Eitelkeiten Vorschub zu leisten, um Rechthabereien zur Geltung zu bringen, sondern sie hat sich als notwendig erwiesen, weil die Sektion „Austria“ den alten Ueberlieferungen untreu wurde und Politik zu treiben begann. Diese Richtungsänderung veranlaßte viele früher treue Mitglieder, das Band der Gemeinschaft zu zerreißen und sich selbständig zu organisieren. Dadurch sollte auch gegen den untouristischen Geist protestiert werden, der an die Stelle der Menschlichkeit Feindseligkeit, Hochmut und Uneinigkeit bringen wollte. Wer also die Entwicklung der Verhältnisse ohne Voreingenommenheit beurteilt, der wird zur Ueberlegung gelangen, daß nicht die Sektion „Donauland“ als Störenfried zu betrachten ist, sondern daß die Sektion „Austria“ auf Abwege geriet. Aber diese Erwägungen sind weder in Rosenheim noch jetzt in München zum Durchbruche gekommen und die Folgen dieser Verwirrung für den Bergsport lassen sich noch nicht absehen. Hat sich doch die Sektion Berlin die freie Entscheidung auch für den Fall vorbehalten, daß der Hauptausschuß den Mißgriff beginge und, statt die gute Tradition zu schützen, der Rassenpolitik den Vorzug geben würde. Da, wo die Einigkeit so sehr am Platze wäre, da, wo sie Jahrzehnte hindurch allen Strömungen und Bestrebungen zum Trotze unverrückbar gewahrt wurde, greift also gegenwärtig Zwietracht um sich. Partei steht gegen Partei und die Losung Bergheil! überwindet nicht mehr alle Klüfte, schließt nicht mehr die Viertelmillion Touristen zusammen, die bisher im Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein vereinigt gewesen ist. Ein Bruch vollzieht sich, eine Spaltung, die wirklich nicht notwendig gewesen wäre.

Der Rassenwahn hat in den Städten und Dörfern wahrhaftig schon genug Unglück angerichtet und in die Nation einen Keil getrieben. Nun aber will das Hakenkreuz auch die Bergeshöhen erobern und von Schutzhütte zu Schutzhütte seinen Siegeszug antreten. Schon heute bieten sich den Touristen gleich seltsame wie unerquickliche Bilder dar. Man hätte es früher nicht für möglich gehalten, daß die reine Alpenluft eines traurigen Tages durch die üblen Düfte der Haßpolitik verpestet werden könnte, man hätte es nie und nimmer als denkbar erachtet, daß die Stätten, die früher den Touristen zur Rast freundlich einluden, durch die Warnung verunziert werden könnten, daß der Aufenthalt von Juden und Mitgliedern der Sektion „Donauland“ nicht erwünscht sei. Und mehr als das! Gibt es doch schon Hütten, die mit Hakenkreuzen bedeckt sind und die so in trauriger Weise offenbar machen, wessen unsere Zeit fähig erscheint, welche Triumphe der Unvernunft, der Gehässigkeit gegönnt werden.

Niemand wird bestreiten, daß sich in den Nachkriegsjahren nicht nur in den Zentren, sondern auch in der stillen, friedlichen Alpenwelt Unzukömmlichkeiten ereignet haben, daß das Protzentum auf den Bergen nicht unbekannt geblieben ist und daß manche Menschen in Touristenkleidung die rechte touristische Gesinnung und Empfindung vermissen ließen. Aber das Unwesen war nicht konfessionell begrenzt und weder auf eine bestimmte Schichte noch auf bestimmte Gruppen beschränkt. Deshalb ist es töricht, wenn sich die Fanatiker der Anschauung hingeben, daß man die Mißstände mit dem Hakenkreuz bekämpfen könne. Doch nicht einmal alle eingefleischten Rassenpolitiker sind bereit, der Verhetzung im Alpenverein zuzustimmen, und die Erklärung des Vertreters von Barmen, der sich unverblümt als Feind der Juden bezeichnete, hat gestern dargetan, wie sehr selbst Hakenkreuzler die unter den Schutz des Hakenkreuzes gestellte Touristik verdammen.

Was wird nun geschehen? Der Deutsche und Oesterreichische Alpenverein blickt auf eine mehr als fünfzigjährige Geschichte zurück, auf eine Entwicklung, die nach vorwärts führt, die zu einer imposanten Macht verhalf, die zu anerkennenswerten Arbeiten befähigte, weil sie von dem Wunsche geleitet war, alles Trennende zu vermeiden, alle Streitigkeiten zu bannen. Die dauernde Abkehr von dieser Bahn müßte sich bitter rächen, denn die Touristik würde sicherlich nicht gewinnen, wenn ihre Kräfte gespalten wären, wenn es nicht gelänge, die Erschließung der Alpenwelt auch künftig mit vereinten Mitteln zu fördern. Aber die Uebernationalisten mögen auch bedenken, welchen Schaden sie den Bergen in der Heimat zufügen, welchen Vorschub sie den Reisen ins Ausland, der Verlegung der touristischen Sportbetätigung in die angrenzenden Staaten leisten. In der Schweiz, in Norditalien, in Jugoslawien gebietet kein Hakenkreuz Halt, errichtet die Unduldsamkeit keine Schranken. Was Wunder also, wenn Tausende und Tausende in diese Länder streben würden, da man ihnen im eigenen Vaterlande die Wanderungen verekelt. Die Touristik hat gestern einen schwarzen Tag gehabt, hoffentlich stellt sich jedoch bei jenen, die den traurigen Sieg erfochten, bald der Katzenjammer ein. Hoffentlich ringt sich die Besinnung wieder durch.

Sport für deutsche Studenten obligatorisch

Die Hochschulsportverordnung setzt die Turn- und Sportpflicht aller Studierenden während der ersten drei Semester fest. Wer nicht entspricht, wird nicht zum Examen zugelassen.

Neue Freie Presse am 14. Dezember 1934

Reichskultusminister Rust veröffentlicht die neue Hochschulsportverordnung, die bereits mit Beginn des laufenden Wintersemesters in Kraft gesetzt wird und welche die Turn- und Sportpflicht aller männlichen und weiblichen Studierenden während der ersten drei Semester festsetzt.

Jeder der deutschen Studentenschaft angehörende Student (Studentin) ist verpflichtet, so heißt es in dem Erlaß, drei Semester lang Leibesübungen zu treiben. Die Leistung dieser Sportpflicht geschieht in Form der Grundausbildung, die sich über die ersten drei Studiensemester erstreckt. Die Grundausbildung setzt sich sowohl für Studenen als auch für Studentinnen im ersten Semester aus der allgemeinen Körperausbildung, Prüfungsturnen, Geländelauf und Geländelaufwettkampf, im zweiten Semester aus dem Fünfkampftraining, Kleinkaliber- und Prüfungsschießen und im dritten Semester schließlich aus Mannschaftskampfspielen, Rettungs- und Prüfungsschwimmen zusammen.

In Zukunft wird also keinem Studierenden, der nicht den Bedingungen in der Grundausbildung entsprochen hat (Schwimmen, Boxen, Leichtathletik, Turnen) möglich sein, das Studium im vierten Semester fortzusetzen, geschweige denn zum Examen zugelassen zu werden.

Eine Rede Görings über Konzentrationslager

Die Behauptung, dass die Konzentrationslager Folterstätten seien, erklärte der Ministerpräsident von Preußen für frei erfunden und böswillig erbracht.

Neue Freie Presse am 13. Dezember 1934

Bei einem Diplomatenempfang des außenpolitischen Amtes der nationalsozialistischen Partei hielt der preußische Ministerpräsident Göring einen Vortrag über die Ueberwindung des Kommunismus in Deutschland. Zu den Zuhörern des Ministerpräsidenten gehörten der 85jährige Generalfeldmarschall v. Mackensen, ferner zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Korps, unter ihnen der französische Botschafter und der österreichische Gesandte sowie viele Vertreter der ausländischen Presse. General Göring wiederholte, was er selbst und andere Führer des Nationalsozialismus schon oft gesagt haben, nämlich, daß der Nationalsozialismus Deutschland vor dem Abgrund des Kommunismus gerettet habe.

In einem Ueberblick über die Entwicklung der kommunistischen Bewegung in Deutschland kam der preußische Ministerpräsident auch auf den Reichstagsbrand zu sprechen, der von den Kommunisten angelegt worden sei und der das Fanal für den Ausbruch eines blutigen kommunistischen Aufstandes in ganz Deutschland hätte sein sollen. Ich will mich nicht noch einmal, so erklärte General Göring nachdrücklichst, mit den unerhörten Verleumdungen auseinandersetzen, die anläßlich dieses Ereignisses gegen die nationalsozialistische Regierung und mich persönlich ausgestreut worden sind. Hiezu besteht keine Veranlassung, nachdem das höchste deutsche Gericht die Vorgänge um den Reichstagsbrand mit peinlicher Genauigkeit geprüft und seine Entscheidung gefällt hat. Aber eines lassen Sie mich hiebei sagen: Die unsäglich gemeine, die plumpe Fälschung des angeblichen Testaments des ehemaligen Gruppenführers Ernst stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Ich bin mir zu gut, mich mit solchem Schmutz zu beschäftigen.

Von den Konzentrationslagern erklärte Göring, sie seien im Kampfe gegen den Kommunismus nötig gewesen und würden auch weiter nötig sein, wenngleich einige Konzentrationslager geschlossen und aus allen Konzentrationslagern zahlreiche Häftlinge entlassen worden seien. Die Behauptung, daß die Konzentrationslager Folterstätten seien, erklärte der Ministerpräsident für frei erfunden und böswillig erbracht. Die nationalsozialistische Regierung habe durch die Ueberwindung des Kommunismus nicht nur dem deutschen Volke, sondern der ganzen zivilisierten Welt einen Dienst geleistet. Das letzte Ziel der nationalsozialistischen Politik sei, den Kommunismus nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich zu überwinden, und der Erreichung dieses Zieles werden in der nächsten Zeit die Bemühungen des Nationalsozialismus gelten.

Anmerkung: Die Nationalsozialisten nutzten den von Göring erwähnten Reichstagsbrand, um Deutschland über Nacht in eine Diktatur zu verwandeln. Bis heute ist nicht genau geklärt, wer hinter dem Brand steckte, die heraufbeschworene kommunistische Verschwörung war jedenfalls eine Propagandalüge. In die von Göring ebenfalls genannten Konzentrationslager wurden Menschen eingesperrt, weil die Nationalsozialisten sie aus dem Weg räumen wollten. Wer in einem KZ saß, war der Willkür der Aufseher ausgeliefert. Hunger und Folter standen an der Tagesordnung. Viele Menschen, darunter auch Kinder, wurden in den Lagern getötet. Ab 1941 gab es dann KZ, in denen Menschen systematisch ermordet wurden. Mehr als sechs Millionen Juden fielen dem Holocaust zum Opfer.

Die bevorstehende Einführung des Schillings

Hat die Währungspolitik die Aufgabe, das Volksbewusstsein zu vergewaltigen, darf sie einen Fremdkörper brutal in unser Dasein schleudern?

Neue Freie Presse am 12. Dezember 1924

Frankreich wagt es nicht, seine Währung zu stabilisieren. Ein Staat, der von Morgan mit hundert Millionen Dollar unterstützt wird, ein Land mit starkem inneren Kredit, mit aktiver Handelsbilanz und glänzendem Geschäftsgang scheut dennoch den Sprung ins Dunkle und will lieber warten, bis die abnormen Verhältnisse der Gegenwart verschwinden, um dann mit sicherem Fuße das Gebiet des valutarischen Heiles zu betreten. Frankreich will nicht stabilisieren, bevor nicht ein Teil der enormen Schuld von dreihundert Milliarden getilgt, gestundet oder auf langfristiger Basis fundiert ist, es will nicht stabilisieren, solange nicht die vollkommene Sicherheit besteht, daß der Franc keine weitere Entwertung nach innen und nach außen erfahre. Dasselbe sehen wir bei der Czechoslowakei und erst kürzlich hat eine offiziöse Kundgebung mitgeteilt, die Regierung denke gar nicht daran, aus der neuen Zettelbank eine Währungsbank zu machen, es handle sich um nichts anderes als um eine Maßregel technischer Natur, die offizielle Strömung gehe dahin, die bisherige Währungspolitik in der gleichen Linie weiter zu verfolgen und die Umwandlung in Geldwährung, so heißt es wörtlich, erst dann vorzunehmen, wenn die Aktivität der Handels- und Zahlungsbilanz so groß geworden ist, daß die erforderliche Golddeckung ohne eine ausländische Valutaanleihe beschafft werden könne. Solange die Geldknappheit dauere, solange die Reparationsfrage noch immer nicht völlig geklärt sei, könne eine Aenderung der Währungseinheit oder die Festlegung eines Verhältnisses zur Goldeinheit oder eine Devaluation noch nicht in Frage kommen.

So ist es in Frankreich, so in Italien und in Jugoslawien, in politischen Einheiten, viel gewaltiger und bedeutsamer als Oesterreich, in Wirtschaften, die hundertmal besser ihre Funktionen erfüllen und durch ihren Reichtum und durch ihre Produktionsfähigkeit eine Höhe erklommen haben, mit der wir uns in keinem Falle vergleichen können. Trotzdem sollen wir kühner sein als sie, trotzdem mit machtvollen Schritten auftreten, während jene noch immer zaghaft bleiben und in Erwartung kommender Entwicklung. Der Schilling, wir brauchen es erst nicht zu wiederholen, ist völlig unhistorisch. Er hat keinerlei Grundlage in dem Bewußtsein des Volkes, und während des Jahres, da seine Währungseigenschaften in Diskussion stehen, hat sich in der ganzen Oeffentlichkeit, im ganzen Geschäftsleben nicht der kleinste Wunsch gezeigt, ihn anzuwenden und den Abstrich von vier Nullen vorzunehmen, den er fordert. Hat die Währungspolitik die Aufgabe, das Volksbewußtsein zu vergewaltigen, darf sie einen Fremdkörper brutal in unser Dasein schleudern? Kann es Sinn und Zweck einer Valutareform bilden, Rechnungsoperationen zu veranlassen, die niemand als gerechtfertigt empfindet und die jeder als etwas Neues, als etwas Seltsames und dem täglichen Leben völlig Entgegengestelltes ansieht?

Wer mit offenen Augen das Leben betrachtet, kommt zu der Erkenntnis: Der Abstrich von drei Nullen ist das, was jeder Geschäftsmann vornimmt, was überall gang und gäbe ist und in ganz Oesterreich als der Ausdruck der tatsächlichen Verhältnisse empfunden wird. Man braucht nur ein Geschäft oder ein Gasthaus in irgendeinem größeren Orte zu besuchen, man braucht nur die Redeweise des Durchschnittsmenschen zu betrachten, überall stößt man auf dieselbe Erscheinung, und hier ist wirklich eines jener schweigender, unbewußter, elementarer Urteile vorhanden, welche die Volksueberzeugung in machtvollster Weise verkörpern. Warum sollte der Staat in diese Gewohnheit eingreifen? Warum mit täppischer Hand zerstören was sich von selbst und natürlich geschaffen hat? Wir können nicht leicht zu einer neuen Währung schreiten, weil die Unsicherheit der allgemeinen Situation noch immer viel zu drückend ist. Aber auch die Schillingsrechnung darf nicht die Sanktion des Obligatorischen bekommen, weil dies einen Hieb gegen die Wünsche der gesamten Oeffentlichkeit darstellen und weil damit keine Wohltat erwiesen würde, sondern nur eine Unannehmlichkeit und eine Komplizierung dessen, was einfach und klar am Tore liegt.

Wenn der Bund und die öffentlichen Körperschaften den Schilling annehmen, so ist er so gut wie obligatorisch festgesetzt. Denn es ist beinahe unmöglich, daß dann nicht die Privaten nachfolgen, und wenn dies unerwarteter Weise unterbleiben sollte, so wären der Staat und alle anderen Körperschaften lächerlich gemacht, da sie dann isoliert blieben und vereinzelt. Was würde jedoch eine obligatorische Schillingsrechnung für den Staat bedeuten? Es ist bis zur Evidenz bewiesen, daß die kleinen Ziffern in sämtlichen Staaten die Teuerung befördert haben, es ist vollkommen klar, daß bei der Psychologie des Oesterreichers eine unnatürliche Zusammenschrumpfung der Beträge diese Gefahren noch verstärken müßte. Wir haben genug schon zu leiden durch die verschwenderischen Tendenzen und durch die Leichtfertigkeit, mit der man Riesenbeträge in die Pfanne wirft. Soll dieses Uebel noch gefördert werden, soll der Staat mit dem schlechten Beispiel vorangehen und anders handeln als sämtliche seiner Bürger? Wir können nicht die währungspolitischen Bedenken teilen, schon deswegen, weil die Währungsfrage als Ganzes nicht auf der Tagesordnung steht und die Stabilisierung als solche durch die Kraft der Nationalbank und durch die Höhe ihres Devisenschatzes gesichert erscheint.

Wenn ein Staat, der um jede Milliarde ringen muß, ein Staat mit riesiger Passivität der Handelsbilanz, ein Staat ohne freie Devisenwirtschaft, ein Staat mit einem abnorm hohen Zinsfuß, ein Staat unter Kontrolle stabilisieren will, dann darf nur geschehen, gleichförmig mit den ihn umgebenden Nachbarn und mit den großen Einheiten der europäischen Wirtschaft. Solange dieses Problem noch ungelöst bleiben muß und solange das Hartgeld noch nicht aktuell ist, muß jene Rechnungsform gewählt werden, die populär wirkt, eingängig auch dem gewöhnlichen Menschen, die Rechnungsform des Mannes von der Straße, die Tausender-Rechnung. Der Abstrich dreier Nullen würde vollkommen genügen, um die Aufblähung der Milliarden und Billionen in maßvoller Weise zu verringern. Auf diese Art würde dem Volksgefühl entsprochen werden, das nicht verbogen und verrenkt zu werden braucht, ehe man die definitiven Lösungen in Betracht zieht. Man hat von Voltaire gesagt, es sei einer noch geistreicher gewesen als er, nämlich Monsieur Tout le Monde, der Herr Jedermann. Möge der Staat nicht gescheiter sein wollen als dieser Geistreichste von allen. Der Schilling mag eine Episode bleiben. Das lebendige Leben zeigt den Weg.

Vom Mieder und seiner Art

Die Mode schreibt vor, unerbittlich und beharrlich: Schlank sein um jeden Preis! Schlank werden! Schlank bleiben!

Neue Freie Presse am 11. Dezember 1924

Eine Dame schreibt uns: Gibt es denn überhaupt noch so ein Ding, das den Körper einschnürt und die Fischbeine in den Leib sticht? Nein, das Panzermieder, das unsere lieben Mütter noch trugen, kennt man wohl kaum mehr. Der knabenschlanke Körper der Frauen, der jetzt Mode ist, hat damit gründlich aufgeräumt. An seine Stelle ist das weiche, elastische Schlupfmieder, „Hüftenschlanker“, wie der Fachausdruck lautet, getreten. Während das Mieder früherer Moden den Körper quälte, ihn unnatürlich einschnitt und seine Gesundheit gefährdete, gibt der Hüftengürtel, nach Maß gearbeitet und der Körperform angeschnitten, aus schmiegsamem broschierten Stoff und fast ohne oder nur mit wenigen Fischbeinen hergestellt, dem Körper Halt und Rückgrat.

Frauen, die leicht zu Magensenkungen neigen, und deren gibt es seit der fettlosen Kriegs- und Nachkriegszeit genügend, oder überzarte Frauen sind geradezu auf solche Gürtel angewiesen. Diese sind dann breiter geschnitten, ohne aber bis zur Büste zu reichen, für welche eigene Büstenhalter aus Batist oder Trikotstoff ersonnen wurden, und schließen meist mit einem Gummiansatz ab, um den Atmungsorganen ja nicht hinderlich im Wege zu sein. Die viel schmäleren Gürtel, sogenannte Strumpfhalter, dienen hauptsächlich dem Zweck, den schon ihr Name sagt, sie halten die Strümpfe von zwei Seiten, und dies ist auch notwendig, denn nichts ist häßlicher, als wenn ein Strumpf am Bein schlenkert, was bei der Mode der kurzen Röcke nicht leicht unentdeckt bleibt.

Hüften aber, die noch nicht schlank genug sind, und es gibt trotz aller „Apfeltage“ und Kasteiungen doch immer noch wohlbeleibte Damen, sollen durch das Gummimieder und dessen jeder Bewegung frottierenden Massage fast zusehends abnehmen. Welch ein Ausblick für die noch allzu Ueppigen! Und nun, wie trägt man eigentlich diese Schlupfmieder, die meist in rosa oder lichtblau ausgeführt sind, in einem geschnitten, mit einem Verschnürverschluß, der die Weite reguliert? (Knöpfe sind verpönt, denn sie tragen auf!) Ja, die richtige Modedame trägt jetzt das Mieder auf bloßem Leib. Denn da sie unter dem enganliegenden Kleid nur eine Hemdhose trägt (unter den Abendkleidern meist Kombinationen in der Farbe des Kleides), so bleibt wohl kaum ein anderer Platz als zwischen dieser und der Haut. Ob dies gerade allen hygienischen Ansprüchen entspricht, bleibe dahingestellt. Ein tägliches Wechseln des Mieders wird sich doch nicht so leicht durchführen lassen.

Doch was gelten alle Argumente und Einwände, wenn die Mode etwas vorschreibt. Und die Mode schreibt vor, unerbittlich und beharrlich: Schlank sein um jeden Preis! Schlank werden! Schlank bleiben!

Die Herzogin als Parlamentssekretärin

Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass auch eine konservative englische Regierung sich dazu entschließen wird, eine Frau zur Mitarbeit zu berufen.

Neue Freie Presse am 10. Dezember 1924

Das Unerwartete, Ueberraschende ist geschehen. Dem Beispiel Macdonalds folgend, hat auch Baldwin sich veranlaßt gesehen, einer Frau die Stellung eines Parlamentssekretärs zu übertragen. Während unter der Arbeiterregierung Margaret Bondfield als erste Frau in ein Ministerium einzog – die ehemalige Arbeiterin wurde Parlamentssekretärin im Arbeitsministerium – ist es jetzt eine Dame der schottischen Hocharistokratie, die Herzogin Katherine von Atholl, die als Parlamentssekretärin im Erziehungsministerium fungiert. Diese Berufung ist eigentlich eine Ironie des Schicksals, war doch die Herzogin von Atholl seinerzeit eine glühende Antisemitin.

Aber man muß ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen: Seit die Frauen das Wahlrecht besitzen, ist auch die feudale Frau der Meinung, daß es Pflicht der Frauen sei, von ihrem Wahlrecht den besten Gebrauch zu machen. Ja noch mehr! Die Frau Herzogin ist durchaus nicht mehr als Widersacherin der modernen Frauenforderungen; als Mitglied des Unterhauses hat sie wiederholt bewiesen, daß auch ihr Frauenwünsche, insbesondere in bezug auf die Jugendbildung und den Kinderschutz, sehr am Herzen liegen. Die englischen Frauen aller Parteirichtungen sind übereinstimmend der Ansicht, daß Baldwin die beste Wahl getroffen hat, obwohl die Frage, warum Lady Astor nicht zu einem Regierungsamt berufen wurde, in der Oeffentlichkeit lebhaft diskutiert wird. Während ein Teil der Frauen den Standpunkt vertritt, daß Lady Astor ein Platz im Gesundheitsministerium gebühren würde, entgegnet der andere Teil, daß es Lady Astor schon „historisch“ gewordene Aufgabe sei, die Regierung jeweilig, wie sie selbst sagt, „etwas aufzupulvern“.

Auch die ehemalige Abgeordnete Mrs. Wintgringham, von der erhofft wird, daß sie bei einer Nachwahl wieder in das Parlament gelangt, spricht sich öffentlich dafür aus, daß es besser ist, wenn Lady Astor die temperamentvolle Vorkämpferin der Frauenforderungen im Parlament bleibt, anstatt ihren Mut und ihre Angriffslust durch Uebernahme eines Regierungsamtes in Fesseln zu schlagen. Die Herzogin von Atholl, die nun eine so exponierte Stellung bekleidet, ist eine Dame im mittleren Alter, mit sympathischen Zügen und schwärmerischen Augen. Nach der schlichten, einfachen Margaret Bondfield, die dem Volk entstammte, die kultivierte Dame aus hochadeligem Geschlecht.

Ältester Rechtsanwalt Wiens bei Autounfall getötet

Dr. Paul Duniecki war der älteste Wiener Rechtsanwalt. Er hatte eine sehr bewegte Vergangenheit.

Neue Freie Presse am 9. Dezember 1924

Gestern vormittag gegen 11 Uhr wurde am Heumarkt beim Uebersetzen der Fahrbahn der 88jährige Rechtsanwalt Dr. Paul Duniecki, Mittersteig 2, von einem Lohnauto erfaßt, niedergestoßen und überfahren. Er erlitt mehrfache Rippenbrüche und andere innere Verletzungen, wurde von der Rettungsgesellschaft in bewußtlosem Zustande in das Spital der Barmherzigen Brüder gebracht und ist dort bald nachher seinen Verletzungen erlegen. Nach Aussage von Augenzeugen trifft den Chauffeur kein Verschulden.

Dr. Paul (vormals Ritter v.) Duniecki war der älteste Wiener Rechtsanwalt. Er hatte eine sehr bewegte Vergangenheit. Nach Erlangung des Doktorgrades an der Wiener Universität hatte er sich nach Lemberg begeben, wo sein Vater als Advokat tätig war. Er hat sich dort lebhaft an den Vorbereitungen für den politischen Aufstand beteiligt und im Jahre 1863 als Kavallerieleutnant unter dem polnischen Insurgentendiktator Langiewicz gegen die Russen gekämpft.

Im Oktober 1862 wegen seiner Beteiligung an der polnischen Insurrektion von den österreichischen Behörden als Hochverräter erklärt und steckbrieflich verfolgt, war er nach Rumänien geflüchtet und hatte sich in Bukarest als Advokat etabliert. Er begründete eine freiheitliche Zeitung und nahm späterhin an der Verschwörung der rumänischen Liberalen gegen den damaligen russenfreundlichen Fürsten Alexander Cousa teil.

Nach der Entthronung Cousas wurde Dr. Duniecki als Parteigänger des Fürsten Carol von Hohenzollern, des nachmaligen Königs von Rumänien, zu einer Stellung im rumänischen Finanzministerium berufen. Als dann im Jahre 1867 die allgemeine Amnestie in Oesterreich verkündet wurde, kehrte Dr. Duniecki in seine Geburtsstadt Wien zurück, wo er sich wieder als Advokat betätigte. Er war einer der Begründer der ersten Hausbesitzervereinigungen.

Endlich gibt es auch in Wien Hundegarderoben

Nach einem Warenhaus hat sich auch der Wiener Eislaufverein aufgerafft.

Neue Freie Presse am 8. Dezember 1934

Der Weg zum Naheliegenden scheint doch der längste zu sein. Und so hat es auch sehr lang gedauert, bis der Wunsch vieler Hundebesitzer, oft im “Beschwerdebuch” dieses Blattes vorgebracht, endlich in Erfüllung gegangen ist.

Wer sich in der Stadt einen Hund hält, kann ihm beim besten Willen nicht die Bewegungs- und Lauffreiheit bieten, die das Tier braucht. Besonders in der rauhen und kalten Jahreszeit ist der Hund zum Zuhausebleiben verurteilt. Man kann unmöglich alle Wege zu Fuß machen, und das Recht, auf der überfüllten und zugigen Straßenbahn- und Stadtbahnplattform Passagier sein zu dürfen und auf vier Beine getreten zu werden, ist auch nicht die richtige Bewegungsfreiheit…

In den meisten Lokalen besteht Hundeverbot, und den treuen Begleiter vor einem Geschäft anzuhängen und in der Kälte warten zu lassen, ist auch nicht sympathisch. Warum gibt es in Wien eigentlich noch keine Hundegarderoben? Offenbar, weil es sie in vielen anderen großen Städten schon längst gibt. Vor einiger Zeit hat ein großes Wiener Warenhaus den ersten Versuch gemacht, und jetzt hat sich endlich auch der Wiener Eislaufverein aufgerafft: Ein kleiner, abgegrenzter Raum mit einem Kassahäuschen, wo man eine Garderobengebühr von 20 Groschen entrichtet: entweder für die Aufbewahrung eines Fahrrades oder für die eines Hundes.

Wien bekommt ein “Volksbrot”

Das Volksbrot soll für jeden erhältlich und deutlich billiger sein als das Normalbrot.

Neue Freie Presse am 7. Dezember 1934

In den letzten Tagen haben Verhandlungen über die Einführung eines verbilligten Volksbrotes stattgefunden. Diese Besprechungen wurden zwischen den Broterzeugern geführt, also zwischen den Vertretern der Brotfabriken und jenen der Bäcker. Sie hatten das Ergebnis, daß bereits in der allernächsten Zeit dieses verbilligte Volksbrot, dessen Erzeugung probeweise aufgenommen wird, vertrieben werden kann.

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