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Brände in Los Angeles: Lage in Pacific Palisades wieder kritisch

Brände in Los Angeles: Lage in Pacific Palisades wieder kritisch


Bei den katastrophalen Bränden rund um Los Angeles ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 16 gestiegen. Jedoch befürchten die Behörden, dass sich die Zahl weiter erhöhen könnte, sobald Ermittler die teilweise völlig verwüsteten Gebiete gefahrlos erreichen können. Drei Feuer waren weiterhin außer Kontrolle, darunter das besonders heftige „Palisades Fire“ im Stadtteil Pacific Palisades. Die Feuerwehrbehörde weitete dort die Evakuierungsanordnung am frühen Morgen auf weitere Gebiete aus. Der Bezirk Los Angeles rief kurz zuvor wegen der gefährlichen Rauchentwicklung den örtlichen Gesundheitsnotstand aus, wie der Fernsehsender CNN berichtete.

Warnung vor Preiswucher, Betrug und Plündereien

Der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta hat vor Preiswucher, Betrug und Plündereien gewarnt. In Notsituationen wie dieser träten erfahrungsgemäß böse Akteure auf, „die versuchen, das Trauma und das Chaos solcher Momente für ihren eigenen Vorteil zu nutzen“, sagte Bonta und versprach, rigoros dagegen vorzugehen. 

Hilfsgüter, die für Brandopfer gespendet wurden, werden im YMCA-Verteilungszentrum am Pasadena City College verteilt.
Hilfsgüter, die für Brandopfer gespendet wurden, werden im YMCA-Verteilungszentrum am Pasadena City College verteilt.Reuters

„Wir haben erlebt, dass Unternehmen und Vermieter die erhöhte Nachfrage in Notfällen nutzen, um die Preise für lebenswichtige Güter und Dienstleistungen wie Gas und Wasser, Batterien, Erste-Hilfe-Materialien, Baumaterialien und Unterkünfte, einschließlich Hotels und Kurzzeitmieten, in die Höhe zu treiben“, beklagte er. Dies sei illegal und werde geahndet.

Angebliche Spendensammler

Die Behörden hielten derzeit auch Ausschau nach Betrügern, die sich als wohltätige Organisationen ausgäben und fälschlicherweise behaupteten, Geld für Opfer der Feuerkatastrophe zu sammeln. Es gebe ebenso die Masche, dass Betrüger so täten, als seien sie Vertreter der Regierung oder der Katastrophenschutzbehörde, um sensible Daten abzugreifen oder Gebühren für angebliche Dienste zu kassieren. 

Außerdem gebe es Berichte über Plünderungen, sagte Bonta. „Der Gedanke, in ein Katastrophengebiet einzudringen, um die Menschen, die zur Evakuierung gezwungen wurden, auszunutzen und ihr Eigentum zu stehlen, ist unvorstellbar, – aber es passiert.“ Die Behörden würden nichts davon durchgehen lassen, versicherte er.

Lage in Pacific Palisades wieder kritisch

Die Gefahren für den von vielen Prominenten bewohnten Stadtteil Pacific Palisades ist derweil abermals gestiegen. Die Einwohner wurden am Samstag vor einer möglichen Verschlechterung der Wetterbedingungen in den nächsten 72 Stunden gewarnt, die das Feuer weiter anfachen könnten. Bereits in der Nacht zum Samstag waren die Flammen durch weitere 1000 Hektar in Pacific Palisades gezogen. Der Vertreter der Feuerwehr-Behörde Cal-Fire, Todd Hopkins, teilte mit, zwar sei das Palisades-Feuer zu elf Prozent eingedämmt. Bislang seien aber über 8900 Hektar verbrannt.

Winde haben kurzzeitig nachgelassen

Zwar kamen die Löscharbeiten dank kurzzeitig nachlassender Winde voran, für dieses Wochenende erwarten Wetterexperten jedoch abermals stärkere Böen. „Die Situation ist weiterhin sehr gefährlich“, sagte die Chefin des US-Katastrophenschutzes FEMA, Deanne Criswell. Nur das „Hurst Fire“ und das „Lidia Fire“ sind bislang weitgehend eingedämmt, das „Kenneth Fire“ immerhin inzwischen zu 50 Prozent, wie die Brandschutzbehörde Cal Fire mitteilte.

Nach Schätzungen der Behörde wurden bereits mehr als 12.000 Gebäude durch die Brände zerstört oder beschädigt. Rund 58.000 weitere sind gefährdet. Seit Dienstag gingen demnach rund 15.000 Hektar Land in Flammen auf. Für mehr als 100.000 Bewohner galt weiterhin eine Evakuierungsanordnung, Zehntausende weitere Menschen sind gewarnt.

Seit dem späten Freitagabend liegt auch das Getty Center in einer Evakuierungszone. Das berühmte Museum, dessen Bau eine Milliarde Dollar gekostet hat und das teilweise aus feuerfestem Travertinstein besteht, beherbergt 125.000 Kunstwerke.

„Wir haben keinen einzigen Feuerwehrmann gesehen“

Derweil werfen Opfer der Brände den Behörden Versagen vor. „Wir haben nicht einen einzigen Feuerwehrmann gesehen, während wir Eimer mit Wasser geschleppt haben, um unser Haus vor den Flammen zu retten“, schildert der 40 Jahre alte Nicholas Norman die Situation bei Ausbruch der Feuer am Dienstagabend. „Sie waren zu beschäftigt damit, drüben in Palisades die Anwesen der Reichen und Prominenten zu retten. Uns Normalsterbliche haben sie brennen lassen“, beklagt der Lehrer. 

Doch auch im reichen Stadtteil Pacific Palisades, der als erstes von den Flammen heimgesucht wurde, gibt es heftige Kritik an den Behörden: „Die Stadtverwaltung hat uns völlig im Stich gelassen“, sagt die Stylistin Nicole Perri in ihrer Wut darüber, dass die Feuerhydranten am Tag des Brandes kein Wasser oder nur unzureichenden Wasserdruck hatten. Gouverneur Gavin Newsam hatte dazu bereits eine „umfassende unabhängige Überprüfung“ angekündigt.

Perris Luxusvilla in Pacific Palisades ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. „Es hätte Vorkehrungen geben müssen, die dies hätten verhindern können“, sagt die 32-Jährige. „Wir haben alles verloren, und ich sehe einfach null Unterstützung von unserer Stadt, unserer schrecklichen Bürgermeisterin und unserem Gouverneur“, kritisiert sie. 

Feuerwehrchefin macht Stadtverwaltung schwere Vorwürfe

Die Leiterin der Feuerwehr von Los Angeles, Kristin Crowley, machte der Stadtverwaltung schwere Vorwürfe. Die Kürzung der Haushaltsmittel für die Feuerwehr um 17 Millionen Dollar (16,5 Millionen Euro) wirke sich jetzt negativ auf die Fähigkeit ihrer Behörde aus, die Brände zu bekämpfen, beklagte sie bei CNN. „Wir können den jetzigen Zustand nicht länger aufrechterhalten. Wir haben nicht genug Feuerwehrleute“. Am Freitagnachmittag (Ortszeit) soll es daraufhin zu einem Treffen mit Bürgermeisterin Karen Bass gekommen sein.

Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung in Los Angeles
Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung in Los AngelesEPA

Tausende Einsatzkräfte kämpfen unterdessen weiter unermüdlich gegen die Flammen. Die Ursachen der Brände sind weiter unklar. „Sollte sich herausstellen, dass einer der Brände vorsätzlich gelegt wurde, werden die Verantwortlichen verhaftet, strafrechtlich verfolgt und im vollen Umfang des Gesetzes bestraft“, sagte Dominic Choi von der Polizeibehörde. Neben Brandstiftung werden defekte Stromleitungen als mögliche Ursache untersucht.

Es geht um eine herabgefallene Leitung, die in der Nähe eines Masts entdeckt wurde, wie das kalifornische Unternehmen SCE am Freitag mitteilte. Die Brandschutzbehörden prüften, ob dadurch womöglich das sogenannte Hurst-Feuer im Stadtteil Sylmar ausgelöst worden sei. Ob der Leitungsschaden vor oder nach Ausbruch des Feuers entstanden sei, wisse SCE nicht, teilte die Firma mit, die ein Tochterunternehmen von Edison International ist. Das Hurst-Feuer ist inzwischen unter Kontrolle.

Viele Hausbesitzer womöglich nicht versichert

Die Brände könnten laut Analysten zur kostspieligsten Feuersbrunst in der Geschichte der USA werden. Kaliforniens Versicherungsbeauftragter Ricardo Lara forderte eine schnelle Auszahlung von Versicherungsleistungen für die Betroffenen. Einige große Anbieter hatten Berichten zufolge bereits im Frühjahr den Versicherungsschutz in besonders risikoreichen Gebieten eingeschränkt oder zurückgezogen, wodurch viele Hausbesitzer ungeschützt sein könnten.

Der US-Schauspieler und erklärte Klimaleugner James Woods berichtete derweil, dass sein Haus doch noch stehe. Zuvor war er überzeugt gewesen, dass es die Feuersbrunst nicht überlebt hatte. „Ein Wunder ist geschehen“, schrieb der zweimal für den Oscar nominierte Filmstar („Es war einmal in Amerika“) in einem Post auf der Online-Plattform X.

„Wir haben es geschafft, zu unserem Grundstück zu gelangen, und unser Haus, von dem man uns sagte, es sei für immer verloren, steht immer noch“, schrieb er. Dazu postete er ein Video von der völlig verbrannten Umgebung rund um seine Villa im besonders betroffenen Stadtteil Pacific Palisades und sprach von einer „Höllen-Landschaft“.

Newsom lädt Trump ein

Gleichzeitig hatte Woods erst vor wenigen Tagen in sozialen Medien behauptet, die Feuer hätten nichts mit dem Klimawandel zu tun und hatte stattdessen den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom und die Bürgermeisterin Bass, beide Demokraten, für die Katastrophe verantwortlich gemacht.

Auch der künftige US-Präsident Trump hatte vor einigen Tagen gegen den Gouverneur gewettert. Newsom lud den Republikaner nun ein, sich das Ausmaß der Waldbrände in Los Angeles persönlich anzusehen. Dabei könne Trump sich mit eigenen Augen ein Bild von der Verwüstung machen, gleichzeitig den heldenhaften Feuerwehrleuten danken und betroffene Bürger treffen, schrieb der Demokrat in einem Brief, den er auf X veröffentlichte.



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