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Nicht alle feiern den neuen Schachweltmeister Gukesh – DiePresse.com



Nach dem WM-Triumph von Gukesh Dommaraju fällt nicht nur der abgedankte Magnus Carlsen ein kritisches Urteil. Für den neuen Champion aus Indien ist jedenfalls klar, wer der beste Spieler der Welt ist.

Wien. Während Indien seinem neuen Schachweltmeister zu Füßen liegt, mischen sich unter die Lobpreisungen für Gukesh Dommaraju auch kritische Töne. Der 18-Jährige hatte sich in Singapur dank eines kapitalen Fehlers des chinesischen Titelverteidigers Ding Liren in der letzten Partie zum jüngsten Champion der Geschichte gekrönt. „Kein Kommentar. Traurig. Das Ende des Schachs, wie wir es kennen“, lautete etwa das harte Fazit von Wladimir Kramnik, der von 2000 bis 2007 die Krone getragen hatte, auf X. Dings Turm-Fehlzug, der dessen Niederlage besiegelt hatte, kategorisierte der Russe als „kindisch“, noch nie sei ein WM-Kampf auf derart banale Weise entschieden worden.

Bereits zwischendurch hatte auch Magnus Carlsen das niedrige Niveau bemängelt. Der Norweger verzichtete im Vorjahr freiwillig nach zehn Jahren auf dem Thron auf die Titelverteidigung, weil ihn das klassische WM-Format nicht mehr reizte. „Das schaut nicht nach einem Duell zwischen zwei Weltmeisteranwärtern aus“, kritisierte Carlsen, der nach wie vor die Weltrangliste anführt. „Es wirkt, wie wenn man gegen jemanden spielt, der ordentliche Eröffnungen parat hat und den man dann einfach mit Klasse besiegt.“ Und das war noch, bevor ein haarsträubender Anfängerfehler Dings in der 14. und letzten Partie die Entscheidung herbeiführte.

Sogar Verschwörungstheorien

Der Patzer des Chinesen sorgte für so viel Aufruhr, dass sich der Präsident des Weltverbands sogar genötigt sah, Theorien einer absichtlich herbeigeführten Niederlage zu entkräften. Schließlich hatte Ding im Vorfeld des WM-Kampfs über die mentale Last des Titels und psychische Probleme gesprochen, sodass ihm die Ablösung auf dem Thron mutmaßlich hätte gelegen kommen können. „Im Sport gehören Fehler dazu. Im Fußball gäbe es ohne Fehler keine Tore“, sagte Arkadi Dworkowitsch, der umstrittene Fide-Chef aus Russland. „Alle machen Fehler, und das Spannende daran ist zu sehen, ob der Gegner einen Weg findet, daraus Kapital zu schlagen.“

Wie Ding vor ihm muss sich auch Gukesh der unangenehmen Frage stellen, was es wert ist, sich Fide-Champion nennen zu dürfen, wenn mit Carlsen der Beste nur zuschaut? Der Inder hat darauf eine klare Antwort. „Nur weil ich die WM gewinne, bedeutet das nicht, dass ich auch der beste Spieler bin. Das ist natürlich Magnus Carlsen. Ich möchte auf sein Level kommen“, sagte der 18-Jährige.

Die Kritik am niedrigen Spielniveau brachte Gukesh nicht aus der Ruhe. „In manchen Partien war das Niveau nicht hoch, aber ein WM-Kampf wird nicht nur durch Schach, sondern eben auch Charakterstärke und Willenskraft entschieden. Und diese Qualitäten habe ich sehr wohl bewiesen“, erläuterte der Teenager und verwies darauf, wie er nach der Niederlage gleich in der ersten Partie ebenso wie in kritischen Phasen einen ruhigen Kopf bewahrt hatte. „Es war eine neue Erfahrung für mich. Die Belastung war neu, der Druck war neu.“

Gukesh jedenfalls erklärte sich bereit für das ersehnte Duell mit Carlsen, es wäre ihm eine Ehre und „die größtmögliche Herausforderung im Schach“. Ein solches gibt es bei der WM im Schnell- und Blitzschach ab 26. Dezember. Für die Rückkehr zu einem neuerlichen Kampf um die Fide-Krone hat Carlsen, der mit Online-Wettkämpfen und Apps genug Geld verdient, bereits dankend abgewinkt. „Ich werde nicht derjenige sein“, sagte der langjährige Weltmeister über den nächsten Herausforderer für Gukesh. „Ich bin nicht mehr Teil dieses Zirkus.“ (swi)

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